[wilhelmtux-discussion] Rekonstruktion des Cloud-Dramas

[Theo Schmidt]

On 21.01.22 08:10, Beat Döbeli Honegger wrote:
...
> 
> Hier mein Forumsbeitrag nicht aus der WOZ, sondern aus dem Boten der Urschweiz von letzter Woche:
> 
> --- 8< schnipp ---

Lieber Beat,

Vielen Dank. Du betonst die Gewohnheiten der Leute und die Vorteile der 
modernen Möglichkeiten. Ich verschliesse mich dem nicht ganz, versuche 
z.B. immer wieder Gruppen dazu zu bringen, Etherpad zu verwenden. Oder 
Arbeitsdokumente *nicht* auszudrucken. Ziemlich ohne Erfolg, entspricht 
eben nicht ihren Gewohnheiten. Ich habe vor wenigen Jahren mit einem 
sehr alten Koautor in den USA an einem technischen Buch geschrieben. 
Durch eine Krankheit waren sein Fähigkeiten so reduziert, dass er nicht 
mehr fähig war, Anhänge per Email zu schicken und mit dem Korrekturmodus 
einer Textverarbeiung ohnehin nicht mehr klar kam. Das einzige, was 
ging, war (schweren Herzens) Google Docs, das so einfach zu bedienen 
war, dass er dieses verwenden konnte. Aber eben, wenn schon ein 
"old-school" Professor im Alter nicht mehr mit Dateien umgehen kann, 
werden es die heute jungen erst recht nicht und total aufgeschmissen 
sein, falls unsere Zivilisation teilweise zusammenbricht, wie sich wegen 
zahlreichen Krisen irgendwann abzeichnet.

Dann aus der Sicht der Information selbst ist es sicher am besten, wenn 
sie mehrspurig verfügbar ist, also in einer Cloud aber lokal 
synchronisiert und zusätzlich gebackupt. Und auch auf Papier. Wenn das 
Haus abbrennt, ist zwar das Papier weg, aber die Dateien noch irgendwo. 
Umgekehrt wird in einen Jahrzehnten sehr viel verloren sein, das nicht 
auf Papier vorhanden ist. Mehrere meiner Bekannten haben durch 
Bedienungsfehler oder alternde lokale Medien z.B. Photos 
unwiederbringlich verloren. Aber eben, das Mehrspurige braucht 
Ressourcen, die bei der immer noch wachsenden, anspruchsvoller werdenden 
Weltbevölkerung immer knapper werden, und am Schluss bleibt ohnehin nur 
das eigene Gedächtnis.

LG, Theo