[wilhelmtux-discussion] Microsoft zieht in Schulzimmer ein (+ Open Education Server)

Theo Schmidt sus2006 at bluewin.ch
Thu Apr 22 14:28:28 CEST 2021


On 12.04.21 11:06, Beat Döbeli Honegger wrote:
...
> Je nach Einsatzzweck sind mobile Geräte (sprich Tablets) geeigneter für die Primarschule als Notebooks/Netbooks:
> 
> - Platzbedarf auf dem Pult der SchülerInnen und Schüler
> - Geräuschlosigkeit (kein Lüfter)
> - Längere Netzstromunabhängigkeit
> - Touchscreen
> 
> Es wäre vermutlich nicht optimal, alternative Hardware vorzuschlagen ohne genau geklärt zu haben, was die pädagogischen Bedürfnisse der entsprechenden Lehrpersonen sind.

Wahre Worte! Ich bin zwar etwas weiter mit der Analyse öffentlich 
verfügbarer Dokumente und Ressourcen, tappe aber weitegehend im Dunkel, 
was die tatsächliche Implementierung von base4kids2 betrifft, auch weil 
sich weder auf dieser noch ähnlichen Listen Stadtberner Lehrer oder 
Eltern befinden oder melden wollen. Hier ein etwas älterer Beschrieb: 
https://www.abraxas.ch/de/ueber-uns/news/base4kids2 und hier einige 
Inside-IT-Artikel dazu: https://www.inside-it.ch/de/find/base4kids2

Inzwischen scheint es definitiv, dass wir zu spät sind, das Unheil 
abzuwenden. Offenbar hat der Gemeinderat der Stadt Bern schon im 
November entschieden, die Empfehlungen von der Firma Mabuco umzusetzen, 
und zwar nicht nur die organisatorischen, sondern auch die dürftig bis 
gar nicht begründeten technischen (mehr dazu später). Trotzdem scheint 
es mir wertvoll, die Entwicklungen zu analysieren und darüber zu 
informieren, um einen solchen quasi-GAU "das nächste Mal" oder 
andernorts vielleicht verhindern zu können.

Die grösste Hilfe zu meinem Verständnis der Lage bietet der 
https://www.openeduserver.ch von CH Open und der Uni Bern, der 
mindestens teilweise eine ähnliche Nextcloud/Collabora Umgebung bietet 
wie bei base4kids2 vermutet. Die Schulen Saanen verwenden diesen und 
Matthias Stürmer (Uni Bern, CH Open) sowie Marcus Scherer (Schulen 
Saanen) berichten am Open Education Day am Samstag ab 9h darüber: 
https://openeducationday.ch/programm-2021/offener-schulserver-und-libre-office-ein-erfahrungsbericht/

Meine persönlicher Test mit dem Openeducationserver ist durchwegs 
positiv. Eine anfängliche grosse Trägheit insbesondere bei 
https://www.collaboraoffice.com/code/ wurde inzwischen behoben: es läuft 
recht schnell. Ich sehe schon Unterschiede und Schwierigkeiten gegenüber 
lokalen Instanzen von Libre Office oder irgendeinen Office; meine sind:
- Die Dokumente werden laufend gesichert, einerseits gut, andererseits 
gefährlich, wenn man das nicht gewohnt ist.
- Keine Einstellung möglich beim Drucken oder beim PDF-Export (bei mir).
- Die gleichzeitige oder abwechselnde Verwaltung von Dokumenten in der 
Nextcloud *und* lokal ist anspruchsvoll.

Das sind allerdings keine Mängel, sondern Features. Ich sehe beim 
letzten Punkt jedoch ein moderne prinzipielle Schwierigkeit, die es so 
früher nicht gab:

Eine klassische ICT-Umgebung beinhaltet eine lokale Umgebung mit lokalen 
Anwendungen und lokaler Speicherung. Dazu kommen Internetbrowser mit 
Webapps. Der Lernstick ordnet beide diese im Anwendungsmenu zusammen, so 
dass es nicht auffällt, was man gerade verwendet, ausser das die Webapps 
natürlich ohne Netz nicht funktionieren. Dazu kommen weitere Anwendungen 
wie Java Applets oder Tabellenkalkulationen. Und schon eine Weile kommen 
"Cloud-Speicher" als *Zusatz* dazu, als Backup, für den Datenaustausch, usw.

Eine rein Netzbasierte Umgebung, hingegen, also ganz ohne lokale 
Speicherung, via Thin Client oder Browser macht vieles einfacher, 
braucht aber unbedingt Netz und/oder Internet, sonst geht praktisch gar 
nichts. Christian Schweingruber hat immer wieder aktuelle Testumgebungen 
zum Testen aufgestellt. Ich hatte grosse Hoffnungen auf Guakamole, aber 
wenigstens mit meinem 5 MB/s Internet ist es zu träge, um Spass zu 
machen, Nomaschine oder X to Go mit einem schlechteren Netz gingen - in 
meiner Erinnerung - früher besser, besonders zu einem Terminal Server.

Bei den nun vorliegenden Projekten kommen zu lokalen Installationen 
umfangreiche Cloud-Lösungen. Nextcloud bietet z.B. eine ansehenliche 
Anwendungs-Repository https://apps.nextcloud.com/ , wenn auch klein im 
Vergleich zu Linux-Distributionen, einer Knoppix-DVD oder Android/Apple 
App-Stores. Vermutlich ist es bei andern Clouds ähnlich.

Das heisst, es herrscht ein Art Konkurrenz zwischen Anwendungen der 
Nextcloud-Umgebung und der lokalen Umgebung, in diesem Fall iOS für 
iPad. Soweit ich das herausgefunden habe, ist Collabora Office die 
einzige Anwendung, die es sowohl für iOS als auch als Web-Anwendung in 
der Nextcloud gibt. Das ist nicht unbedingt ein Mangel, sondern ein 
Feature, für mich sogar eine Stärke, denn ein 100% Netz gibt es einfach 
nicht und sollte meiner Ansicht nach nicht unbedingt gewünscht werden, 
und dann ist man froh, auch lokal arbeiten (oder spielen) zu können. 
Aber die doppelte Umgebung, mit denen Kinder sicher gut zurecht kommen, 
dürfte für ältere Gewohnheitstiere schwierig bis irritierend sein, was 
dem Projekt sicher nicht geholfen hat.

LG, Theo






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