[wilhelmtux-discussion] Informatik Volksschule Stadt Bern
Manfred Morgner
manfred.morgner at gmx.net
Sun Jan 15 01:31:06 CET 2006
Hallo Lucas,
>> * Will die Schule die Berufsausbildung vorwegnehmen?
> Die Schule IST ein Teil der Berufsausbildung!
Das ist eine eigentümliche Sicht. Da frag' ich jetzt mal - für
welchen Beruf? (siehe auch den letzten Absatz dieser Email)
> Es ist bewiesen dass man eine Sprache mit 12 schneller lernt als
> mit 40.
> Ich glaube das ist in gewisser hinsicht auch auf die IT-Technik
> übertragbar.
Ja, drum habe ich auch als Beispiel die alten Leute gebracht, die in
ihren Seniorengruppen erstaunlich erfolge vorweisen können. Wenn also
ein Renter in 1/2 alles lernen kann was er braucht, wozu dann
Computerausbildung in der Schule? Wenn Schüler in 1/4 fertig sind!
> Ich bin froh auf meine 12 Jährige ausbildung...
Wieso?
> Nein. Wie will man im Kopf wurzelziehen um quadratische gleichungen zu
> lösen?
Im Kopf eben, einfach so. Das war vor den Taschenrechnern normal. Man
kann im Kopf Wurzeln ziehen, mit Logarithmen jonglieren, Divisionen
ausführen usw. - kein Problem, wenn man es üben würde. Damit erlangt
man einen Begriff von den Dingen und den Zusammenhängen, ein Gefühl
und eine Vorstellung davon, was, wozu und wie man etwas ausrechnet.
Gegenfrage: Was hast Du gelernt, wenn Du eine Rechnung vom
Taschenrechner hast ausrechnen lassen?
> Ich könnte mir eine Schularbeit ohne Dictionär im Internet und
> Infos aus
> dem Wikipedia nicht mehr wegdenken.
Wozu werden diese Sachen benötigt? Was lernst Du damit? Knöpfe
drücken? Dafür 12 Jahre in die Schule?
>> Henry Ford soll sinngemäss gesagt haben: "Denken ist eine unerhört
>> anstrengende Angelegenheit. Andernfalls würden sich viel mehr
>> Menschen damit befassen."
>>
> Warum bauen wir Autos? Damit wir nicht laufen müssen. Um so radikal zu
> sein wie du: Warum Leben wir, wenn wir uns grad so gut umbringen
> könnten?
Durch das Denken ist Mitteleuropa wirtschaftlich stark geworden. Ohne
Denken versinkt es in der Geschichte. Und ohne Bewegung wird Dein
Körper verrotten. In den USA ist man auf beiden Gebieten des
Niedergangs bereits viel weiter als wir hier. Dort kannst Du Dir
ansehen, wie eine Wirtschaftsmacht vor die Hunde geht.
>> Ein Student der Taschenrechnergeneration hat ausgerechnet, das man
>> auf einer Drehmaschine zum Abheben eines Spanes von 1mm Tiefe in etwa
>> 10 hoch 9 Watt Leistung benötigt. Er hat das tatsächlich so in seine
>> Klausur geschrieben weil er keine Vorstellung hatte, wie gross diese
>> Zahl ist und was diese Grösse bedeutet. Die Zahlenfolge war richtig,
>> nur hatte er offenbar ein Komma auf seinem Taschenrechner an die
>> falsche Stelle gesetzt. Diejenigen, die noch ohne Taschenrechner
>> aufgewachsen waren, sind vor lachen vom Stuhl gekippt, die
>> Taschenrechnergeneration hat gar nicht richtig verstanden, wieso der
>> Dozent auf einen so harmlosen Fehler so ausdrücklich hinwies.
>>
> Naja, was ist wenn mal einer der "Kopfrechner" Generation anstatt km,
> Meter schreibt, das ist etwa das gleiche...
Das ist eben genau der Unterschied um den es mir geht. Wenn ich km
statt m schreibe ist das vielleicht ein Schreibfehler oder die Folge
von Ermüdung, wenn ich 10 hoch 9 Watt ausrechne und dieses Ergebnis
blind akzeptiere, weil ich keine Ahnung habe, was das bedeutet, fehlt
mir die wichtigste Grundlage, um einen technischen Beruf auszuüben -
eine auch nur ansatzweise Vorstellung technischer Zusammenhänge und
Dimensionen. An dieser Stelle brauche ich nicht weiter studieren,
denn in diesem Alter ist es zu spät, die Grundlagen der Realität zu
erlernen, das hätte in der Schule stattfinden müssen, durch
praktisches Üben, wie Wurzel ziehen und Potenzieren im Kopf.
Viele Grüsse,
Manfred.
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