[wilhelmtux-discussion] Informatik Volksschule Stadt Bern

Theo Schmidt schmidt at umwelteinsatz.ch
Wed Jan 11 10:37:01 CET 2006


Liebe Leute,

Dieses Mail geht an die Wilhelmtux-Liste und an die Lugbe-Liste, sowie 
an die Lugs-Liste. Bitte wenn möglich allfällige Diskussionen auf der 
Wilhelmtux-Liste führen.

Die Stadt Bern möchte sämtliche Schulzimmer der öffentlichen Schulen mit 
PCs ausrüsten. http://www.bern.ch/online/aktuell/2005/11/ict
Es dürfte sich um grob 1000 PCs handeln, inklusive Netzwerk, 
zusätzlichen Informatikräumen, Drucker, usw. Dafür sollen Investitionen 
von 8.5 Millionen ausgegeben werden.

Es soll sich um ein Konzept auf Basis des zürcherischen Modells Kits für 
Kids handeln, welches auf Windows basiert und damals kontrovers 
diskutiert aber von der Stimmbevölkerung angenommen wurde.

Das Berner Projekt ist schon weitgehend geplant und wohl von der 
Verwaltung akzeptiert, muss aber noch drei demokratische Hürden passieren:

1) Diskussion in Kommissionen
2) Diskussion im Stadtrat
3) Volksabstimmung

1) findet sehr bald statt, in den nächsten Wochen.

Auf Grund des Protokolls auf
http://www.bern.ch/stadtrat/archiv/2004/20040311.pdf
Seite 14 und folgende, ist ersichtlich, dass die Stadt recht genau über 
FOSS Bescheid weiss und diese im Fall der eigenen Website schon 
erfolgreich eingesetzt hat (Plone), aber keine eigentlich FOSS-Expertise 
besitzt, nicht bereit ist für "Experimente" oder "Pionierrollen" und 
deshalb auf der Windows / MS Office-Schiene weiterfahren möchte. (Mac 
ist offenbar nirgendwo mehr ein Thema.)

Wenn wir aber weiterkommen möchte, ist diese Schulprojekt in der 
Bundeshauptstadt von grosser Wichtigkeit, weit wichtiger als das Projekt 
in Thun, wo wir zu spät waren.

Ich habe bisher mit einigen Stadträten Kontakt aufgenommen, die bereit 
sind, die Sache politisch in unserem Sinne zu diskutieren. Das Geschäft 
kann mit Auflagen versehen oder gar zur Neubeurteilung zurückgewiesen 
werden. Wir haben jedoch die üblichen Probleme, wie auch in Thun:

1) Kaum jemand der Politiker weiss viel von FOSS und betrachtet es als 
rein technisches Problem oder aber als Spielerei.

2) Die Windows-Power User in den Verwaltungen befürchten 
verständlicherweise Verlust von Kompetenz, Status und/oder Mehrarbeit.

3) Grossen Firmen wird mehr Vertrauen geschenkt als einer losen 
virtuellen Bande.

4) Wunsch nach einheitlichen Lösungen.

5) In einer massgeblich von SP-PolitikerInnen regierten Stadt haben es 
Leute im SP-Parlament schwieriger, auf Opposition zu Ihren KollegInnen 
in der Exekutive zu gehen.

6) Bürgerliche Politiker neigen offenbar gleich dazu alles zu 
privatisieren (vgl. Pressemeldungen zu Blocher im EJPD), wobei wohl nur 
grosse Firmen bestehen können und die demokratische Kontrolle schwindet.

7) Fast alle LehrerInnen haben wenig Informatik-Kenntnisse, können 
jedoch Windows-PCs oder Macs mit den üblichen Programmen bedienen.

In Bern haben wir jedoch vielleicht eine gute Chance, etwas zu 
erreichen. Ich habe auch mit der Schlüsselperson, Informatik-Chef Hans 
Teuscher Kontakt aufgenommen. Er scheint mir kompetent, freundlich und 
offen. Vielleicht gelingt es mit dem nötigen politischen Druck eine 
Neubeurteilung des Projekts zu erreichen oder zumindest einige 
Verbesserungen zu erwirken. Er hat mich gebeten aufzuzeigen, wie man mit 
FOSS grosse Beträge sparen könnte. Abgesehen von den offensichtlichen 
Einsparungen bei Lizenzen, möchte ich Leute, die hier Genaueres wissen, 
sich hierzu zu äussern. Die Windows-Welt ist auch schon weiter als 
früher, in dem an den Schulen fixfertige "Recovery-Images" nach jeder 
Sitzung den Urzustand des PCs wieder herstellen können, fast so gut wie 
Knoppix! :-)

Aber wir können nur etwas bewirken, wenn wir etwas machen. Dies ist 
deshalb ein Aufruf, eine Arbeitsgruppe zu bilden in dieser 
Angelegenheit. Vom Thuner Projekt her gibt es schon einige wenige, die 
sich eingesetzt haben, besonders Matthias Stürmer (ex-Ko-koordinator 
LOTS). Bitte meldet Euch, wenn Ihr interessiert seid hier mitzumachen. 
Hier auf der Liste (Wilhelmtux) oder bei mir oder bei Matthias.

Wenn wir keine Arbeitsgruppe zusammenbekommen, ist die Sache wohl im 
Sinne von Kits für Kids gelaufen, und dann zu Recht. Also bitte meldet 
Euch, so bald es geht, entweder zu aktiver Mitarbeit, oder wenigstens 
hier zu Wort.

Theo Schmidt
Vizepräsident Wilhelm Tux
www.wilhelmtux.ch


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