[wilhelmtux-discussion] Vernehmlassung/Konsultation: Urheberrecht / Droit d'auteur

Theo Schmidt tschmidt at mus.ch
Fri Sep 17 10:45:26 CEST 2004


Am Friday 17 September 2004 06.07 schrieb Nicolas Iselin:
...
> > Von mir aus müsste man nur das Gesetz soweit erweitern, dass der Schutz
> > nicht dazu genutzt werden kann dem Benutzer vorschreiben wo und wie ein
> > Inhalt wiedergegeben wird.
>
> Das ist aber genau die Lizenz zum Gelddrucken, die die RIAA und andere
> Verwertergesellschaften gerne hätten...

Das beste Beispiel ist für mich das erwaehnte CSS für DVDs. Da erfindet ein 
Konsortium eine Verschlüsselungstechnik, die eigentlich nichts mit 
Kopierschutz zu tun hat, sondern deren einziger Zweck darin besteht, Lizenzen 
zu kassieren, und alle fallen darauf rein! 
Irgendwie müssen wir dem Bundesrat klar machen, dass dies nicht im Sinne der 
Bevölkerung ist. 

...
> Patente sind tatsächlich ein zweites Thema, aber es gehört trotzdem
> zusammen ;-) Beides sind Spielarten der Intellectual Property, ein
> in der heutigen Zeit sehr fragwürdiges Konzept.

Es gibt eigentlich zwei grundlegend verschiedene Philosophien, zugespitzt kann 
man sagen Wissenschaft versus Wirtschaft, oder Gemeinwohl versus Privatwohl 
(obwohl klar ist, dass es jeweils beides braucht). Ich habe in den letzten 
Monaten erfahren, dass es sehr schwierig oder sogar unmöglich ist, jemanden 
umzustimmen, der sich schon auf der einen oder anderen Seite platziert hat, 
etwa so aussichtslos wie aus einem SVPler einen Sozialdemokraten machen zu 
wollen. Ich habe eigentlich Null Vertrauen in den Bundesrat sich hier richtig 
zu entscheiden, da er immer auf der Seite der Wirtschaft steht. Am 
wirksamsten ist es wohl, wenn hoch-karätige Wissenschafter sich zu Wort 
melden, wie sie es zum Teil schon tun.


> Ich unterstütze beide Forderungen (keine Fessel/kein Ausschluss von
> Open Source) voll und ganz, aber wir müssen uns bewusst sein, dass
> dies jeden wirksamen technischen Schutz (DRM) aushebelt. Es gibt nicht
> ein bisschen DRM. Entweder funktioniert es (das ist dann letztlich
> das Ende des general purpose PC), oder man lässt es bleiben...

Ich glaube es schliesst sich nicht unbedingt aus, aber es entstehen zwei 
parallele Welten, und die Open Source Welt wird in eine kleine Nische 
gedrängt, da die Bevölkerung das macht, was die Werbung ihr vorschlägt, und 
die Wirtschaft kontrolliert die Werbung. Ich denke das beste Argument für den 
Bundesrat ist, dass DRM nicht funktionieren kann, weil eine grosse Minderheit 
der Konsumenten es nicht akzeptieren wird und lieber illegal handeln wird als 
es zu akzeptieren. Der Bundesrat hat also die Wahl, viel Mittel in eine 
juristische Aufrüstung zu stecken und grosse Teile der Bevölkerung zu 
kriminalisieren, oder der Wissenschaft zu folgen, welche die Bedeutung der 
Freien Inhalte erkannt hat.


> Schliessliche möchte ich auch noch sagen, dass ich sehr gerne bereit
> bin, an einer Stellungnahme mitzuarbeiten.

Ich helfe auch gerne. Das Problem besteht darin, viele sehr weitreichende 
Gedanken kurz zusammenzufassen.

Theo Schmidt, Steffisburg



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