[wilhelmtux-discussion] [SIUG-announce] Medieninfo "Big Brother Awards 2003" (5d), die 52 Nominierten

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Tue Oct 28 13:10:38 CET 2003


Hoi zäme,

bekanntlich ist die SIUG Mitorganisatorin der Schweizer Big Brother
Awards. Es würde uns freuen, wenn Ihr am nächsten Samstag,
1. November, uns an der Preisverleihung in Bern besucht.


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===== Medieninfo «Big Brother Awards 2003» (5d) vom 28. Oktober 2003
	
** Die 52 Kandidatinnen und Kandidaten auf einen Blick!
** Preisverleihung am 1. November in der Reitschule Bern

(Diese und frühere Medieninfos stehen auch als PDF-File zur Verfügung: 
	http://www.bigbrotherawards.ch/2003/presse/


** Big Brother Awards -- «Preise, die keiner will...»

Am Samstagabend, den 1. November 2003 werden in Bern die Gewinnerinnen
und Gewinner der vierten Schweizer «Big Brother Awards»
bekanntgegeben. Mit diesen «Preisen, die niemand will» werden Personen
oder Institutionen ausgezeichnet, die das persönliche Grundrecht auf
den Schutz der Privatsphäre missachten oder die Überwachung und
Kontrolle von Personen oder von Personengruppen fördern.

Bis Ende August 2003 wurden aus dem Publikum über 80 Kandidatinnen und
Kandidaten für einen «Big Brother Award» vorgeschlagen. Nach einer
Vorprüfung durch das Organisationskomitee [1] wurden der Jury
schliesslich 52 Kandidatinnen und Kandidaten zur Beurteilung
vorgelegt. Der Jury gehören 13 Personen an, die sich in verschiedenen
Organisationen, Institutionen oder Medien zu den Themen Überwachung,
Kontrolle und Verletzung des Grundrechts auf informationelle
Selbstbestimmung engagieren (vgl. unsere Medienmitteilung vom 10.
Oktober 2003 (Nr. 03-4d), oder die Liste unter:
<http://www.bigbrotherawards.ch/2003/nomination/jury>).

Die Gewinnerinnen und Gewinner werden anlässlich der satirischen
Preisverleihung am nächsten Samstag, den 1. November 2003,
bekanntgegeben.


** Die 52 Kandidatinnen und Kandidaten auf einen Blick!

Bevor nachfolgend einige der Kandidatinnen und Kandidaten näher
vorgestellt werden, sei an dieser Stelle explizit darauf hingewiesen,
dass sich diese nicht zwingend eines strafrechtlichen Vergehens
schuldig gemacht haben. Das Anliegen des Organisationskomitees besteht
nicht darin, Vergehen gegen die Richtlinien des Datenschutzes in
*juristischer* Hinsicht zu prüfen, sondern vor der zunehmenden
Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung zu warnen und auf den
unsorgfältigen Umgang mit sensiblen Personendaten hinzuweisen. 

Beinahe jeder dritte Kandidat bewirbt sich um einen Pokal in der
Kategorie «Staat». Unter den 16 Nominationen befinden sich neben dem
VBS für seinen «Rekrutenfragebogen» wie bereits in den Vorjahren
mehrere Polizeikorps. Die Genfer Polizei kandidiert mit der
Denunzierung von Teilnehmern an der Demonstration gegen das Treffen
der G8 vom vergangenen Juni, die StaPo Zürich mit einem erneuten
Ausbau der Videoüberwachung. 

Der Gemeinderat von Mörschwil (SG) wurde für seinen Aufruf nominiert,
Asylsuchende konsequent zu bespitzeln. Mit ähnlichen Forderungen
bewerben sich auch mehrere Vertreter der SVP um einen Preis in der
Kategorie «Staat».

Besonders originell: Der Grossrat des Kantons BL kandidiert mit einem
neuen Gesetz, wonach allen baselländischen Hunden künftig ein
Mikrochip implantiert werden muss.

--> Eine vollständige Liste der «Staats»-Kandidaturen findet sich
    unter:
    http://www.bigbrotherawards.ch/2003/nomination/nominees/#staat

Mehr als die Hälfte aller Nominationen stammt aus dem Bereich
«Business» (27). In dieser Kategorie finden sich neben den
Kundenbindungsprogrammen der Firmen Migros und Manor mehrere
Nominationen für unverhältnismässige Fragebögen zum Sammeln von
Kundendaten (u.a. TCS, Crédit Suisse), dubiose Datensammlungen beim
elektronischen «Ticketing» und drei Fälle von Videoüberwachung in
öffentlichen Verkehrsmitteln (SBB, ZVV, BLT). Mit der Vaudoise und der
Winterthur wurden gleich zwei Versicherungen für die Bespitzelung
ihrer Kundschaft nominiert. Die Firmen Helsana und UBS kandidieren mit
der Weitergabe von Kundendaten an Drittfirmen, Orange und Migros mit
geheimen Mitarbeiterfichen. Die Direktion des «Grand Hotel Bellevue»
in Gstaad rühmt sich dafür, dass sie ihr Küchenpersonal permanent mit
einer Web-Kamera überwacht. 

«Santésuisse», der Verband der Krankenversicherer, kandidiert mit
«Tarmed»: Mit dem einheitlichen Tarifsystem wird künftig auf allen
Arztrechnungen ein detaillierter Diagnose-Code aufgeführt. Damit
erhalten Krankenkassen ab dem 1. Januar 2004 Einblick in besonders
schützenswerte Patientendaten. Der Eidgenössische
Datenschutzbeauftragte kritisert «Tarmed» bereits seit mehreren Jahren
und warnt vor der Schaffung von «gläsernen Patienten».

--> Eine vollständige Liste der «Business»-Kandidaturen findet sich
    unter:
    http://www.bigbrotherawards.ch/2003/nomination/nominees/#business	


Für einen Preis in der Kategorie «Kommunikation» bewerben sich vier
Anwärter: Die Firma «Alcatel» vertreibt eine «Blackbox-Gesamtlösung»
zur Überwachung der geamten Netzwerkkommunikation bei «Internet
Service Providern» (ISPs). Die Firma «DDLX Informatics» bietet ein
Gerät in der Grösse einer Zündholzschachtel an, mit welchem private
oder geschäftliche Telefongespräche aufgezeichnet werden können. Die
«IT-School» der Berufsschule Baden (BBB) kandidiert mit der
Registrierung der sogenannten MAC-Adressen der privaten Computer ihrer
Schülerinnen und Schüler. Damit kann die Schule jeden einzelnen im
Netzwerk angemeldeten Computer und den entsprechenden Datenverkehr
eindeutig identifizieren. Die BBB wurde bereits im Vorjahr für einen
«Kommunikations-Award» nominiert: Damals forderte sie von ihren
Schülerinnen und Schülern die Einwilligung, ihre Internetkommunikation
präventiv überwachen zu dürfen - mitsamt den persönlichen Mailkonten!

Der waadtländer Untersuchungsrichter Jean Treccani wurde nominiert für
seine Anordnung einer Rasterfahndung von mobil Telefonierenden. Durch
dieses «blinde» Verfahren gerieten hunderte oder gar tausende Personen
unter einen Generalverdacht, nur weil sie zu einem bestimmten
Zeitpunkt in der Nähe eines bestimmten Ortes telefonierten oder einen
Anruf bekamen. Laut Presseberichten will Treccani mit seiner Anordnung
«einen Präzedenzfall schaffen».

--> Eine vollständige Liste der «Kommunikations»-Kandidaturen findet
    sich unter:
    http://www.bigbrotherawards.ch/2003/nomination/nominees/#kommunikation


Mit einem «Lebenswerk-Award» wird lebenslanges, besonders hartnäckiges
Schnüffeln honoriert. In dieser Kategorie stehen dieses Jahr zwei
Anwärter bereit: Hans-Ulrich Helfer gilt als «alter Kämpfer» im
Bereich der Bespitzelung. Nach ersten Lehrjahren beim berüchtigten
Kommissariat «KK III» der Zürcher Stadtpolizei und als «informeller
Mitarbeiter» in Ernst Cinceras sagenumwobenen Schnüffelarchiv baute er
ab 1983 mit der Firma «Presdok AG» einen eigenen einschlägigen
«Dokumentationsdienst» auf. Heute ist Helfer als Herausgeber von
Fachpublikationen und als Berater von Konzernen und Persönlichkeiten
zu einem eigentlichen «Sicherheitsprofi» geworden.

Der zweite Kandidat für den begehrten «Lebenswerk-Award» ist der
Tessiner Ständerat Dick Marty (FDP), insbesonders für seine seit
mehreren Jahren hartnäckig vorgetragene Forderung nach einer
Registrierungspflicht für Prepaid-Handy-Karten. In der Wintersession
2002 wurden seine Bemühungen im Rahmen der Verhandlungen über das
«Uno-Übereinkommen gegen Terrorismusfinanzierung und
Bombenterrorismus» endlich von Erfolg gekrönt (Geschäft Nr. 02.052).

--> Eine vollständige Liste der «Lebenswerk»-Kandidaturen findet sich
    unter:
    http://www.bigbrotherawards.ch/2003/nomination/nominees/#lebenswerk

Im Gegensatz zu diesen vier Negativpreisen wird mit dem
«Winkelried-Award» eine Person ausgezeichnet, die sich in lobenswerter
Weise *gegen* zunehmende Überwachung und Kontrolle zur Wehr setzte. In
dieser einzigen Positiv-Kategorie stehen dieses Jahr drei
Kandidatinnen und Kandidaten zur Auswahl.

Die Zürcher Medienkünstlerin Annina Rüst ist für einen
Internet-basierten «Verschwörungsgenerator» nominert:
«SuPerVillainizer» schafft virtuelle Bösewichte, die sich gegenseitig
subversive E-Mails zuschicken und die Internet-Überwachungsbehörden
verwirren sollen. 

Rebekka Salomé Zollinger wurde aufgrund eines Schleudertraumas in
einer geheimen Datenbank der «Winterthur»-Versicherung registriert.
Sie wehrte sich gegen die Fichierung, wandte sich an die Presse und
zeigte auf, dass die Datensammlung auch falsche Angaben und
tendenziöse Verdachtsmomente enthält.

Daniel Constantino wurde nominiert für seinen Zivilcourage, den
umfangreichen Fragebogen der diesjährigen Rekrutenbefragung des VBS
(Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) im
Internet zu veröffentlichen. Aufgrund der Proteste sah sich das VBS in
der Folge gezwungen, einige Fragen aus dem Fragebogen zu entfernen. 

--> Eine vollständige Liste der «Winkelried»-Kandidaturen findet sich
    unter:
    http://www.bigbrotherawards.ch/2003/nomination/nominees/#winkelried

Da alle drei Nominationen für den «Winkelried-Award» von der Jury
ähnlich stark unterstützt werden, wird die Schlussauswahl dieses Jahr
an der Preisverleihung selber durch das Publikum vorgenommen werden.

** Preisverleihung am Samstag, 1. November in der Berner «Reitschule»

Nach Anlässen im Zürcher Kulturzentrum «Rote Fabrik» [4] (2000, 2001)
und im Casinotheater Winterthur (2002) findet die Preisverleihung
dieses Jahr erstmals in der Bundeshauptstadt statt, am ...

	Samstag, 1. November 2003 im Dachstock der Reitschule Bern [7]
	(«Schnüffelbar» ab 19 Uhr, Beginn 20 Uhr, Eintritt 15.-/10.-).

Nach einer Eröffnungsrede durch den Datenschutzbeauftragten der Stadt
Bern, Mario Flückiger, werden die drei Bestplatzierten aus allen fünf
Kategorien in einer Laudatio vorgestellt und die «Award Winners» mit
einem formschönen Betonpokal geehrt. 

Wie bereits in den Vorjahren wird auch die diesjährige satirische
«Zeremonie der unheimlichen Art» vom Schauspieler Ernst Jenni
moderiert. Für Unterhaltung sorgen Einlagen des Duos «Gans & Gloria».
Neben Mitgliedern der Jury werden möglicherweise auch einige
Gewinnerinnen und Gewinner persönlich anwesend sein.

Im Anschluss an die Preisverleihung spielt im Dachstock «L'Enfance
Rouge» (ex-«Gran Teatro Amaro»), ab 22 Uhr.

** Ehrenliste

Unter den letztjährigen Gewinnern eines Schweizer «Big Brother Awards»
finden sich die Kantonspolizei Zürich (Kat. Staat, für ihre Fahndungs-
und Journal-Datenbank «Joufara II»), die Firma Q-SYS aus St. Gallen
(Kat. Business, für ihr Computerprogramm RAI/RUG zur Registrierung von
Altersheiminsassen), Herr Adrien de Werra, der damalige Chef im
«Dienst für besondere Aufgaben» (DBA) beim UVEK (Kat. Kommunikation,
für seine Forderung, das Überwachungsgesetz BüPF zu verschärfen). Der
«Lebenswerk-Award» für besonders hartnäckiges Schnüffeln ging an den
ominösen «Club de Berne».

Der einzige Positivpreis schliesslich, der «Winkelried Award», wurde
Bert Setzer (Pseudonym) verliehen, für die von ihm lancierte «4Q
Card»: eine geklonte Rabattkarte, die sowohl für COOP wie für Migros
gültig ist und unter Einhaltung der Anonymität benutzt werden kann. 

Eine Ehrenliste mit Links findet sich unter
<http://www.bigbrotherawards.ch/diverses/halloffame>. Die letztjährige
Laudatio findet sich online unter
<http://www.bigbrotherawards.ch/2002/event/laudatio.shtml>, jene des
Jahres 2001 unter
<http://www.bigbrotherawards.ch/2001/event/laudatio.shtml>. 


** International koordinierte Aktion 

Die ersten «Big Brother Awards» wurden 1998 in Grossbritannien von der
Organisation «Privacy International» verliehen [10]. Inzwischen fanden
über 30 weitere Preisverleihungen statt [11], so in den USA, in
Grossbritannien, Oesterreich, Deutschland, Frankreich, Ungarn, in den
Niederlanden, in Japan und in Australien. Weitere Veranstaltungen sind
in Planung. 

In den vergangenen Tagen wurden die Pokale in Deutschland (24.10.), in
Spanien (25.10.) und in Oesterreich (26.10.) verliehen. Für einen
Überblick siehe <http://www.bigbrotherawards.org>

Die Verleihung der Schweizer «Schnüffelpreise» wird organisert von der
«Swiss Internet User Group SIUG» [2] und vom «Archiv Schnüffelstaat
Schweiz» [3], mit Unterstützung des Kulturzentrums «Rote Fabrik»,
Zürich [4], des Vereins «trash.net» [5], des Dachstocks der Reitschule
Bern [7], der Online-Gewerkschaft //syndikat [6] und der Gewerkschaft
«comedia». 

Medienpartner sind «WOZ Die Wochenzeitung» [8] und «Le Courrier» [9].

Weitere Informationen -- auch über die Gewinnerinnen und Gewinner der
Vorjahre -- sind unter <http://www.bigbrotherawards.ch> [1]
erhältlich.


===== Links: =====

 [1] http://www.bigbrotherawards.ch
 [2] http://www.siug.ch
 [3] http://www.raben-net.ch/ficherman/
 [4] http://www.rotefabrik.ch
 [5] http://www.trash.net
 [6] http://www.syndikat.ch
 [7] http://www.dachstock.ch 
 [8] http://www.woz.ch
 [9] http://www.lecourrier.ch
[10] http://www.privacy.org/pi/bigbrother/
[11] http://www.bigbrotherawards.org

===== Kontakt: =====

mailto:info at bigbrotherawards.ch
http://www.bigbrotherawards.ch

für telefonische Kontakte: Catherine Weber 031-312.40.30
Christoph Müller 01-382.04.47 (Beantworter)

---cut---

-- 
Dies ist eine Mitteilung der Swiss Internet User Group SIUG
Kontakt: siug at siug.ch, Homepage http://www.siug.ch/
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