[wilhelmtux-discussion] Re: [wsis com-ch] Re: "Computer
software should not be protected by copyright"
Alex Schroeder
alex at gnu.org
Fre Mai 16 03:06:35 CEST 2003
Hallo Liste,
Ich hatte Anja Prodoehl vom DEZA gefragt, wo ich denn potentielle
Forschungsprojekte im Zusammenhang mit WSIS deponieren könne. Sie
hat mein mail an Markus Kummer vom EDA weiter geleitet. Hier nun
mein mail an ihn, zur Info (und Diskussion, falls erwünscht). ;)
Alex
From: Alex Schroeder <alex at gnu.org>
Subject: Re: FW: Revidierte Versionen WSIS Deklaration und Aktionsplan
To: markus.kummer at eda.admin.ch
Cc: Anja.Prodoehl at deza.admin.ch
Date: Fri, 16 May 2003 02:03:15 +0200
markus.kummer at eda.admin.ch writes:
> Zu Ihrem letzten Punkt: Sie können Ihre Vorschläge an mich senden -
> ich habe mich mit der "groupe virtuel" gewissermassen als
> Auffangbecken für Kommentare, die sonst nirgendwo hinein passen, zur
> Verfügung gestellt.
Lieber Herr Kummer,
Vielen Dank für den Hinweis. In den Diskussionen zum WSIS zeigt sich
oft, dass nicht nur der Begriff der Freien Software oder der Open
Source Software vielen Beteiligten unklar ist, sondern dass
darüberhinaus (von Befürwortern und Skeptikern) kaum Zahlenmaterial
vorliegt. Wenn nun eine Stiftung (oder der Nationalfonds) für
derartige Arbeiten Geld bereitstellen würde, dann könnte man in der
Schweiz ein paar Projekte an den Unis und Fachhochschulen lancieren --
seien das nun Diplomarbeiten in Informatik, Jus oder Wirtschaft. Dies
wäre ein interessantes Gegengewicht zu den wenigen Studien, welche von
IT Beratungshäusern in diesem Zusammenhang schon durchgeführt wurden.
* "Nutzen von Software Patenten" -- eine Untersuchung über den
positiven Effekt von Software Patenten. Das erklärte Ziel des
Patentwesens ist es, den Erfindern ein zeitlich beschränktes Monopol
einzuräumen, damit diese motiviert sind, weiter zu forschen. Je
teurer die Forschung natürlich ist, umso länger muss das Monopol
andauern. Nun gilt es zu untersuchen, wie das Verhältnis zwischen
Ertrag und Aufwand bei Software Patenten ist, und es gilt
anzuschätzen, ob der gesamten Volkswirtschaft damit eher genützt
oder geschadet wird. Im Moment werden Software Patente vor allem in
den USA vergeben, es gilt also, die dortige Entwicklung zu
untersuchen. Die Betonung bei dieser Arbeit liegt auf der
Untersuchung von Lizenzierungen und Cross-Licencing Verfahren.
* "Rechtssicherheit und Software Patente" -- es gilt herauszufinden,
ob die Software Branche unter den Risiken der Software Patente
leidet oder nicht. Hierfür sind zuerst einmal die verschiedenen
Akteure zu kategorisieren (internationale Konzerne, KMUs,
Kleinstunternehmen, Einzelpersonen, Projekte der Freien Software)
und Zahlen zu sammeln -- Anzahl Vorfälle, Bedenken der
Verantwortlichen, Anzahl Gerichtsfälle, Entscheide, Kosten.
Anschliessend gilt auch wieder eine Kosten-Nutzen Analyse zu machen.
Der Schwerpunkt soll hierbei die tatsächliche und die empfundene
Rechtssicherheit für die einzelnen Akteure sein.
* In einer Projektanalyse soll aufgezeigt werden, was die eventuellen
Folgen einer Beschränkung des Urheberechtes im Software Bereich auf
fünf Jahre mit sich bringen würde. Welche behaupteten und
tatsächlichen Schäden würden den aktuellen Rechtinhabern entstehen?
Wie liesse sich eine derartige Richtungsänderung mit TRIPS und
ähnlichen internationalen Abkommen vereinbaren? Kurzum: Welche
Folgen hätte diese Regelung für die Schweiz?
* Untersuchung über den Einsatz von Freier Software in der Schweizer
Administration und Ausbildung. Im internationalen Umfeld gibt es
schon diverse Studien, die schweizerische Situation ist aber
weiterhin unbekannt. Wie stark wird Freie Software eingesetzt?
Welche Kostenersparnisse können damit realisiert werden? Welche
Lehrinhalte können so vermittelt werden? Wieviele
Informatikstudenten (inkl. Fachhochschulen) und Lehrlinge in diesem
Bereich sammeln Projekterfahrungen in Projekten der Freien Software?
Ich stelle mir vor, dass viele dieser Themen bis Tunesien 2005 schon
interessante Resultate vorzuweisen haben; diese könnte man in
Tunesien präsentieren, und die Forschungsresultate in die
Entwicklungssteuerung der sog. Informationsgesellschaft einfliessen
lassen.
Mit freundlichem Gruss,
Alexander Schröder
Wilhelm Tux
http://www.wilhelmtux.ch