[wilhelmtux-discussion] Re: Einsatz freier Software in Bern

Sascha Brawer brawer at dandelis.ch
Tue Dec 2 19:01:23 CET 2003


Liebe Liste,

im Berner Stadtratsprotokoll vom 11. September 2003 ist ein Postulat zum
Thema "Open-Source- und freie Software in der Stadtverwaltung Bern"
erwähnt. Die eine Postulantin (Natalie Imboden) hat mir auf meine Anfrage
hin freundlicherweise den Text geschickt; siehe unten. Die Antwort der
Exekutive wird ca. im Frühling 2004 vorliegen.

Was meint Ihr, sollten wir solche laufenden Vorstösse auf unsere Webseite
legen? Die Texte könnten ja auch für Leute von Nutzen sein, die sich in
weiteren Schweizer Gemeinden engagieren. Anderererseits ist wohl damit
rechnen, dass manche der Vorstösse abschlägig beantwortet werden, was
nicht unbedingt eine super Referenz für eine Kampagne zugunsten freier
Software wäre. 

Viele Grüsse

-- Sascha

Sascha Brawer, brawer at dandelis.ch, http://www.dandelis.ch/people/brawer/ 

PS: Sorry fürs Cross-Posting, aber das Thema interessiert ja sicher auch
die LugBE.


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Postulat Grünes Bündnis (Natalie Imboden, Martina Dvoracek)

Bericht über den Einsatz von "Open Source- und freier Software" in der
Stadtverwaltung Bern


In der Stadtverwaltung wie auch an den meisten anderen
computerunterstützten Arbeitsplätzen (It-Infrastruktur) wird heute
sogenannt proprietäre Software verwendet, also Programme deren Quellcode
nicht oder nur beschränkt verändert werden kann. Bei Büroanwendungen
kommen meist Produkte aus dem Hause Microsoft zur Anwendung (Windows oder
Office). Da fast überall Microsoft verwendet wird, herrscht eine
eigentliche Monokultur. Dies führt zu Risiken und Nebenwirkungen wie sie
z.B. bei einem Virus sehr rasch problematisch werden können und auch
Sicherheitsprobleme auftreten. Zudem müssen hohe Lizenz-Kosten (z.B.
Microsoft) bezahlt werden. Alternativprodukte gibt es bisher erst in Ansätzen.

Eine Alternative zu diesem IT-Monopol ist die freie oder offene Software
(sogenannte "Free or Open Source Software" / OSS oder FOSS) wie z.B.
Linux. Folgende Hauptgründe sprechen für einen FOSS-Einsatz: (a)
Kostenreduktion, (b) Sicherheitsaspekte, (c) Lieferantenunabhängigkeit
und (d) technologische Innovation.

In der Schweiz wird Freie und Open Source Software (FOSS) auch bei den
öffentlichen Verwaltungen eingesetzt. So werden beispielsweise in der
Bundesverwaltung bereits sieben Prozent der 1200 Server mit Linux
betrieben oder im Bundesgericht ist StarOffice flächendeckend im Einsatz.
In der Bundesverwaltung soll im Spätherbst 2003 das
Informatikstrategieorgan IBS mit einer neuen Informatikstrategie
aufzeigen wo und wie Alternativen zu den bisherigen Produkten eingesetzt
werden können, und zwar ähnlich zuverlässig und benutzerInnenfreundlich.
Im Rahmen einer Veranstaltung hat das ISB kürzlich mit AnwenderInnen und
EntwicklerInnen von freier oder offener Software über den Stand der
Abklärungen informiert (Berner Zeitung, 2.9.03 / www.isb.admin.ch). Auch
Städte und Kantone prüfen momentan diese Alternative. So hat die Stadt
München (D) im Grundsatz bereits im Mai dieses Jahres die Umstellung auf
Linux beschlossen und will bis im Frühling 2004 mit einem Feinkonzept
klären, wie genau umgestellt wird. Der Kanton Solothurn erarbeitet
momentan mit SpezialistInnen schrittweise Fachwissen über den möglichen
Einsatz von FOSS-Produkten.

In der Stadt Bern steht eine grössere Erneuerung in der Informatik bevor
(Investitionskredit CliP04; Ersatz der Informatik-
Büroarbeitsplatzumgebung). Wie die Erfahrungen der anderen Verwaltungen
zeigen, gibt es im Moment noch keine "pfannenfertige" Alternative zu den
üblichen Software-Produkten, welche die Stadt Bern übernehmen könnte. Im
Moment laufen aber verschiedene Abklärungen (z.B. Bundesverwaltung bis
Ende 03; Stadt München für 2004), von deren Erfahrungen auch die Stadt
Bern bei künftigen Erneuerungen profitieren kann und auch soll.

Der Gemeinderat wird daher gebeten, dem Stadtrat in einem Bericht darzulegen 

- welches die Lizenz-Kosten der verwendeten Microsoft-Software inkl.
Update für die städtische Verwaltung sind, bzw. für die letzten fünf
Jahre (inkl. Werke) waren. 

- wie und in welchen Teilbereichen künftig in der Stadtverwaltung Bern
"OpenSource- und freie Software" verwendet werden kann. Dabei sind neben
finanziellen Fragen (kurz- und mittelfristige Einsparungen), auch Fragen
der Datensicherheit, Zuverlässigkeit, BenutzerInnenfreundlichkeit,
Support/Fachwissen zu prüfen.

11.9.2003
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