[wilhelmtux-discussion] Ein paar grundsatzliche Statements zu Wilhelm Tux

Dietrich Feist dietrich.feist at mw.iap.unibe.ch
Don Jun 6 12:08:13 CEST 2002


Hallo zusammen!

Hier eine Antwort auf eine Mail von Florian Verdet, die einige Passagen
enthält, die wahrscheinlich von allgemeinem Interesse sind.

Nur ein Hinweis zu den Kommentaren: was mit "> |" anfängt, stammt aus
meiner vorhergehenden Mail, was nur mit ">" anfängt, ist von Florian.

Florian Verdet wrote:

> Gut, dann hätte somit die WilhelmTux u.A. die Aufgabe, Dokumente ("Propaganda-Material") zusammen mit den LUGgen oder selbstständig auszuarbeiten und diese allen LUGgen (oder zumindest solchen, die "Mitglied" sind) zur Verfügung stellen...

Das wäre eine Aufgabe., wobei sich das keineswegs auf die LUEen und
Linux beschränkt. Zum Beispiel wird sicher /ch/open in Zukunft ein
wichtiger Partner sein. Die sind aber nicht speziell Linux-orientiert.

Ich denke, dass da noch viel mehr kommen muss, wie z.B., direkte Kotakte
mit Entscheidungsträgern, Informations- und Diskussionsveranstaltungen
in grösserem Rahmen (mehrere hundert Leute), enge Kontakte zur Presse
und - früher oder später auch Fernsehberichterstattung. Da wir keine
Fernsehspots selbst bezahlen können (so was kostet schätzungsweise je
nach Sendeplatz 20000-100000+ CHF pro Minute), müssen wir so gross
werden, dass sich das Fernsehen selbst für uns interessiert. Erst dann
hat man z.B. die Chance, direkt mit einem Bundesrat über so ein Thema in
der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Wir haben mit unseren bisherigen Aktionen schätzungsweise zwischen
5000-10000 Leute erreicht, die jetzt mal irgendwie von Wilhelm Tux
gehört haben. Das kann man ungefähr aus den Logfiles des Webservers und
aus der Anzahl der Leute auf der Unterstützerliste und in den
Mailinglisten abschätzen. Wenn wir wirklich auf Bundesebene gehört
werden wollen, müssten wir schätzungsweise mehrere hunderttausend bis
Millionen Leute irgendwie erreichen, damit uns am Ende mehrere
zehntausend Leute auch tatsächlich unterstützen. So gross müssen
Interessengruppen sein, damit sie auf Bundesebene von keinem Politiker
einfach ignoriert werden können.

Ich hoffe, dass ich mit meinen Vorstellungen niemanden abschrecke, aber
wer sich zu kleine Ziele setzt, wird auch nur sehr wenig bewegen.

>  |Was die Zeit angeht, was soll ich da sagen? Ich arbeite 50 Stunden
>  | die
>  |Woche, obwohl ich auf dem Papier nur zu 90% angestellt bin. 
>  |Ausserdem
>  |habe ich einen zweijährigen Sohn, der auch sein Recht fordert. Das
>  |heisst, dass sich meine Freizeit auf 2-3 Stunden pro Tag (inkl.
>  |Wochenende) beschränkt. Das geht momentan restlos für Wilhelm Tux 
>  |drauf.
> Und das willste auch noch in einem Jahr so machen???

Das mit den 50 Stunden die Woche Arbeit wird mit Sicherheit nicht
weniger. Ich mache das seit über sechs Jahren so und ich habe vor der
Geburt meines Sohnes noch mehr gearbeitet. 50 Stunden reichen sowieso
kaum, um alles zu machen, was ich eigentlich tun müsste. Das ist aber in
der Wissenschaft so, da kommt man nicht dran vorbei. Erst als Prof kann
man sich überlegen, ob man eine ruhigere Kugel schieben will. Davor
gibts viel Arbeit bei mässigem Gehalt.

Die Freizeit wird mit der Zeit wahrscheinlich mehr, zumindest war es vor
einem Jahr noch weniger. Aber in einem Jahr möchte ich das sicher nicht
mehr alles für Wilhelm Tux opfern. Da hat Wilhelm Tux hoffentlich einen
guten Vorstand und einen Haufen begeisterte Mitglieder, auf die sich die
Arbeit verteilt.

>  |Wenn wir so gross werden wie /ch/open (und ich denke, dass wir viel
>  |grösser werden - müssen!), dann reden wir von einem Vereinsvermögen >  | von
>  |ca. 200000 CHF und Ausgaben von mehreren 10000 CHF pro Jahr. Das ist
>  |nicht wenig.
> Wenn ihr wirklich 'mal so gigantisch werdet, dann bitte nicht kommerziell... :-)

Das Lobbying wird mit Sicherheit kein zero-budget-Projekt. Allein so
eine Diskussionsveranstaltung, wie ich sie schon mal vorgeschlagen habe,
verschlingt locker 10000 CHF und mehr - und das nur, wenn die Redner
kein grosses Honorar verlangen. Und dieses Geld muss irgendwo her
kommen, das kann man nicht aus Mitgliedsbeiträgen aufbringen.

Die Frage ist also, was man unter kommerziell versteht. Kommerziell im
Sinne, dass sich einzelne Leute an der Aktion bereichern, wird es sicher
nicht werden. Aber um Sponsoren werden wir auf Dauer nicht herumkommen.
Welche Gegenleistungen wir für Sponsoring zu bringen bereit sind, muss
der Vorstand im Einzelfall abklären.

Langfristig stelle ich mir vor, dass Wilhelm Tux sich organisiert wie
eine Non-Profit-Organisation. Dann werden keine grossen Reserven
angehäuft, sondern verfügbar Mittel möglichst direkt wieder in Aktionen
umgesetzt.

Viele Grüsse,

Dietrich