[wilhelmtux-discussion] fragen..

Matthias Scheidegger mscheid at iam.unibe.ch
Mon Jul 15 03:09:48 CEST 2002


Hallo Thomas,

ich werde mal versuchen, auf einige der Fragen einzugehen.


> 1) Wo macht Linux Sinn, wo nicht?

Prinzipiell macht Linux überall dort Sinn, wo andere Betriebssysteme Sinn
machen, vielleicht mit der Ausnahme der extremen Formen, wie Supercomputer- und
harte Echtzeit-Betriebssysteme. Die Zahl der Sparten, für die auf Linux keine
akzeptable Softwarelösung besteht, ist soweit geschrumpft, dass mir spontan kein
Beispiel einfällt.
Allerdings gibt es andere Punkte, die gegen einen Einsatz von Linux sprechen
können:

- Technisch wenig versierte Private ziehen meist Windows vor, da sie ihre Software
  einfach im Laden kaufen können (Beratung!) und der Support durch die grosse
  Zahl von Benutzern einfach zugänglich ist.

- Kleinere Unternehmen haben häufig keinen Linux-Kenner verfügbar. Der in der
  Schweiz erhältliche kommerzielle Support ist tatsächlich noch etwas dürftig.
  [Diese Aussage soll bitte jemand mit mehr Ahnung überprüfen!]

- Dienstleistungsunternehmen sind häufig darauf angewiesen, die Datenformate
  ihrer Kunden problemlos lesen und schreiben zu können, was mit den freien
  Officepaketen nicht durchwegs gegeben ist, auch wenn deren Funktionsumfang
  nicht kleiner ist. Dies betrifft Unternehmen, die beispielsweise immer die
  neueste Version von MS-Office haben müssen, sobald einer der Kunden diese
  installiert.



> 2) Ist Linux auch für KMU geeignet, wenn ja, in welchen Bereichen, wenn
> nein, warum nicht?

(Erstmal: Da ist schon Kleine und Mittlere Unternehmen gemeint? :)

Wenn der Support gewährleistet ist, kann Linux gerade für KMU Vorteile bringen.
Die Migration wird durch die kleine Infrastruktur vereinfacht. Die Umschulung
der Büroangestellten ist auch nicht viel aufwendiger als bei der Migration
zwischen zwei MS-Office-Versionen. Diese beschränkt sich in beiden Fällen meist
auf Fragen wie: "wo finde ich jetzt Funktion X?"

Ansonsten kommen hier wieder die Punkte von 1) zum tragen.



> 3) Grosse Unternehmen wie Banken setzen auf Linux, weil sie erwarten,
> dass damit Kosten gespart werden können (etwa Banken). Sind aber die
> Entwicklungen neuer Applikationen, die auf Linux aufsetzen, nicht viel
> teurer?

Nein. Banken u.ä. kaufen "massgeschneiderte" Software, die also auch speziell
entwickelt werden muss. Natürlich gibt es nun mehr Windows- als
Linux-Programmierer. Das ist aber kein Problem, da die meisten solchen
Applikationen heutzutage in Java geschrieben werden, das ja auf beiden
Plattformen läuft.
Ich habe gerade kürzlich vom Inhaber einer Softwarefirma erfahren, dass Kunden
am Anfang eines Projekts häufig erst auf Windows beharren, während des laufenden
Projekts dann aber doch auf Linux wechseln, um Lizenzkosten zu sparen. Die
Software läuft ja ohne grosse Änderungen auf beiden Plattformen.



> 4) Eine Lösung wird in der InfoWeek beschrieben - Linux sei geeignet für
> das Web, aber sonst eigentlich nicht. Stimmt das so oder müssen da
> Einschränkungen gemacht werden?

Erstaunlich, dabei gibts doch für Linux gar keinen Internet Explorer? ;)
Den Artikel kenn ich nicht, sorry..


> 5) Sind Linux-Sites langsamer als Websites unter Windows? Wenn ja,
> warum? Wenn nein - warum nicht?

Für statische Sites dürfte der neue Kernel-Level-Webserver von Linux wohl alles
klar machen. Für dynamische Sites kenn ich keine aktuellen Benchmarks (die
Beliebtheit der Kombination Linux/Apache spricht aber schon für sich)


> 6) Der Linux-Hype scheint vorbei. Ist das System zu kompliziert oder
> sind die Linux-Freaks müde geworden?

Der Hype wurde ja nicht von den Freaks, sondern von den Medien zelebriert. Und
der zweihundertfünfzehnte Beitrag über einen weiteren Einsatzbereich von Linux
ist halt nicht mehr so spannend. Tatsache ist, dass sich Linux in vielen
Bereichen etabliert hat und die Entwicklung normal weitergeht. Gerade Wilhelm
Tux dürfte ein Beweis sein, dass die Freaks (nicht zwingend Linuxfreaks in
diesem Fall) noch lange nicht müde sind.


> 7) Linux kommt ja aus dem Unix-Bereich. Es gibt verschiedene Derivate.
> Welches wäre - wenn überhaupt - für eine KMU geeignet?

Das überlasse ich jemandem, der die Bedürfnisse von KMUs besser kennt.


cheers

Matthias