[wilhelmtux-discussion] Linux-Lobbying Text

Theo Schmidt tschmidt at mus.ch
Fre Dez 13 16:29:43 CET 2002


Hier ist mein "Lobbying"- Text nochmals, mit einigen Ergaenzungen von 
Robert, und die Umlaute sind nun ausgeschrieben. Auf Wunsch von 
Myriam schicke ich ihn auch an die Wilhelmtux-Liste. Ich werde ihn 
auch formatieren und via www zugaenglich machen. Wenn jemand noch 
Fehler findet oder Bemerkungen hat, bitte schicken!

Theo Schmidt

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Updaten auf Linux - ist das etwas fuer mich?

Information zu den Vorteilen und Nachteilen von Linux (und 
Open-Source Programmen) im Vergleich zu Windows- und 
Macintosh-Systemen

Bei jedem neuen Computer stellt sich die Frage des Betriebssystems 
und der Anwenderprogramme. Da lohnt sich zu ueberpruefen, ob es nicht 
Zeit waere, Linux und/oder freie Software zu verwenden, als Ersatz 
oder Ergaenzung, eventuel sogar auf einem existierenden PC.

Erster Teil: Bestandesaufnahme

Kriterien sind:
1) Usability (Benutzerfreundlichkeit) und Leistung
2) Stabilitaet und Sicherheit
3) Kosten
4) Philosophie
5) Politik und Corporate Image

Aktuelle Betriebssysteme, Kurzbeschrieb:

Die aktuellen Windows-, Macintosh-, und Linux-Betriebssysteme sind 
alle einigermassen ausgereift und stabil, haben einen enormen 
Verbrauch an Computer-Resourcen (laufen also auf aeltern PCs schlecht 
oder gar nicht (Ausnahme: Linux ohne graphische Oberflaeche), und 
sind einigermassen kompliziert.

Windows ist eine Marke von Microsoft. Rund 6 verschiedene 
Windows-Versionen sind noch in Gebrauch, die alle aehnlich aussehen 
aber zum Teil verschieden aufgebaut sind. Windows 95, 98, ME und NT 
werden von Microsoft nicht mehr unterstuetzt.
Macintosh OS ist das System von Apple, von welchem etwa 3 Versionen 
noch gebraeuchlich sind. Das neuste davon, System OS X, beruht wie 
Linux auf dem Profi-System Unix (fuer Grosscomputer) und ist im 
Aufbau total anders als die frueheren Versionen. Das Macintosh-System 
setzt normalerweise einen Macintosh-Computer voraus; die "Klone" 
anderer Hersteller gibt es nicht mehr.

Linux bezeichnet eine freie Variante von Unix. Es laeuft auf fast 
allen Computern von den kleinsten zu den groessten und auch auf 
Macintoshs. Streng genommen ist Linux der Betriebssytem-Kern, Kernel 
genannt, welcher vor rund 10 Jahren von Linus Torvalds erstmals 
geschrieben und unter der GNU General Public Licence veroeffentlicht 
wurde. Die meisten Anwender beziehen Linux in Form einer 
Distribution. Diese umfasst eine oder mehrere CD-ROMs auf denen der 
aktuelle Kernel, unzaehlige Treiber und Hilfsprogramme, 
Installations-Tools, und hunderte von Anwendungen zusammengefasst und 
aufeinander abgestimmt sind. Zur Zeit sind weltweit mindestens 12 
Millionen Linux-Systeme im Einsatz, Tendenz schnell steigend. Bei den 
Internet-Servern ist der Anteil von Linux-Systemen weltweit ueber 50%.

Vergleiche:

1) Usability
Windows hat sich von einem frueher fast unbrauchbaren zu einem 
einigermassen leicht zu bedienenden System gewandelt, waehrend 
umgekehrt das frueher fast perfekte aber unstabile Macintosh-System 
den Umbau auf heutige Anforderungen zwar geschafft, aber ausser im 
Design seinen Vorsprung eingebuesst hat. Zur Zeit ist beim Macintosh 
nachteilig, dass es ein altes und ein neues System gibt, wobei viele 
Programme nur auf dem alten und viele nur auf dem neuen laufen. 
Ausserdem hat Apple saemtliche Schnittstellen gewechselt, so dass die 
BesitzerInnen aelterer Macs zu einer muehsamen Gesamterneuerung und 
totalen Umstellung gezwungen werden, waehrend Neueinsteiger mit dem 
gesamthaft wahrscheinlich besten Computer-System belohnt werden.

Linux gibt es sowohl in sehr einfach zu bedienenden wie ziemlich 
komplizierten Varianten; im allgemeinen haben Anfaenger Muehe mit 
einigen kleinen Problemen, waehrend grosse Probleme selten sind. 
Somit ist der Aufwand fuer den Einstieg ein klein wenig groesser, der 
Aufwand danach jedoch kleiner.

Vorteile von Linux

Die gaengigen Oberflaechen fuer Linux bieten alle gewohnten 
Moeglichkeiten plus ein paar zusaetzliche, z.B. standardmaessig 
mehrere virtuelle Bildschirme und Datei-Manager, die die 
verschiedensten Datei-Formate darstellen koennen und sich sogar als 
Internet-Browser verwenden lassen.

Linux kennt nicht nur seine eigene Formate sondern kann auch die 
herkoemmlichen Windows- und Macintosh-Formate lesen und schreiben, 
die neusten allerdings nur bedingt.

Linux kann direkt von einer CD-ROM gestartet werden oder auf einer 
eigenen Partition parallel zu einem Windows oder Macintosh-System 
(oder natuerlich ganz alleine) installiert  werden. Beim Starten wird 
das eine oder das andere Betriebssystem gewaehlt.

Eine uebliche Linux-Installation hat sehr viele Programme 
vorinstalliert: Office und Desltop-Publishing, Grafik und 
Bildbearbeitung, Internet, Multimedia und Spiele. Weitere in der 
verwendeten Distribution enthaltene Programme sind einfach und 
schnell installiert oder deinstalliert, und zwar ohne Neustart.

Unter Linux laufen einige alte Bekannte wie Netscape Communicator / 
Mozilla (inkl. uebliche Plugins) und Acrobat Reader. Viele Programme 
koennen Postscript und PDF-Dateien schreiben, aber auch andere 
etablierte Standards wie Text, RTF, HTML, XML, und sogar 
Microsoft-Formate wie .doc, .xls, und .ppt.

Als konsequentes Multi-Tasking / Multi-User System koennen 
grundsaetzlich mehrere Programme von mehreren Benutzern 
"gleichzeitig" ausgefuehrt werden ohne sich zu stoeren. Die Daten und 
Programme eines Benutzers lassen sich vor fremden Zugriff wirksam 
schuetzen oder freigeben.

Im Gegensatz zu Windows oder MacOS ist die grafische 
Benutzeroberflaeche nicht sehr stark in das Betriebssystem 
integriert. Es gibt deshalb mehrere Benutzeroberflaechen mit zum Teil 
unterschiedlichen Arbeitsweisen, die jedoch zueinander kompatibel 
sind. Verschiedene Benutzer koennen ihre Desktops stark anpassen und 
veraendern oder aus den mehreren alternativen Oberflaechen 
auswaehlen, ohne die Grundeinstellungen des Systems oder diejenigen 
anderer Benutzer zu tangieren.

Nebst den bekannten graphischen stehen leistungsfaehige Text-basierte 
Programme zur Verfuegung. Linux kann sogar ganz ohne graphische 
Oberflaeche verwendet werden. In diesem Fall ist der 
Resourcen-Verbrauch gering und somit kann selbst ein alter PC als 
leistungsfaehigen Server dienen.

Die Hardware-Erkennung aktueller Systeme ist sehr gut: neue Geraete 
lassen sich meistens einbinden ohne externe Treiber installieren zu 
muessen.

System und Programme lassen sich leicht auf andere Sprachen 
umstellen, sogar asiatische.

Anpassungen fuer Sehbehinderte sind einfach; Braille-Lesegeraete 
werden unterstuezt.

In einer typischen Installation findet sich sehr viel Information. 
Jeder Befehl und jedes Programm ist vielfaeltig dokumentiert. Auf dem 
Internet finden sich weitere Dokumente, Buecher, und Foren, wo man 
z.B. Fragen stellen kann.

Die Pflege der Betriebs- und Datei-Systeme geschehen automatisch. So 
sind weder "Doktor"- noch Defragmentierungs-Programme notwendig. 
Programm-Abstuerze beschaedigen das Datei-System i.d.R. nicht. Wird 
ein Datei-System doch beschaedigt - z.B. durch einen Stromunterbruch 
- koennen sich sich die aktuellen protokollierenden Linux-Dateisystem 
innert Sekunden selbst reparieren.

Einige Windows- und Macintosh-Programme laufen auch direkt unter 
Linux. Mit Emulatoren koennen sogar fast alle Windows- und 
Macintosh-Programme in Linux ausgefuehrt werden.

Linux ist ein ausgezeichnetes Netzwerk-System und versteht sich gut 
mit Windows- und Macintosh-Rechnern sowie Geraeten wie Drucker im 
Netzwerk und im Internet. Ein Linux-Rechner kann deshalb z.B. auch in 
einem Windows-Netzwerk als Datei- oder Druck-Server arbeiten.


Nachteile

Die sicherheitsmaessig gut geschuetzten Dateien und Programme 
erbringen einen kleinen Mehraufwand bei administrativen Aufgaben: 
Systemeinstellungen, Fehlerbehebungen oder das beliebige Verschieben 
von Dateien koennen nur im Administratoren-Modus durchgefuehrt 
werden. Einige System-Einstellungen muessen mit einem Text-Editor 
bearbeitet werden, da es nicht fuer alles eine graphische Loesung 
gibt.

Die Anordnung der Ordner und Dateien erfolgt nicht 
intuitiv-geometrisch nach Laufwerken (wie z.B. beim alten Mac OS) 
sondern diese werden in einem baumartigen Schema in 
Grossrechner-Manier "eingehaengt". Das Einbinden neuer Laufwerke 
verlangt deshalb oft etwas Sachkenntnis. Der Vorgang des Einbindens 
("Mounten") erfolgt i.d.R. nicht automatisch.

Obwohl das Linux-Betriebssystem selbst aeusserst stabil ist, kommen 
bei manchen Anwendungs-Programmen kleinere Fehler und sogar 
gelegentliche Abstuerze vor (wobei die Daten i.d.R. vorher gesichert 
werden).

Die Installation von Programmen ausserhalb der verwendeten 
Distribution ist ausser mit einiger Sachkenntnis etwas problematisch. 
Dasselbe gilt fuer Programme, die viel aelter oder viel juenger als 
das verwendete Betriebssystem sind.

Wird die Hardware nicht automatisch erkennt, ist etwas Handarbeit 
noetig. Einige wenige Geraete funktionieren unter Linux gar nicht.

Viele spezielle Programme sowie Multimedia-CD-ROMs und Spiele laufen 
nur unter Windows, einige auch unter Mac OS, aber nicht direkt unter 
Linux.


Sicherheit und Stabilitaet

Standardmaessige Windows-Installationen sind auf 
Anwenderfreundlichkeit getrimmt und sind dann sehr anfaellig fuer 
Viren und Attacken aus dem Internet. Den meisten Anwendern fehlen die 
Kenntnisse, dies zu aendern. Mac OS X und Linux sind hier viel besser.

Vorteile von Linux

Das Linux-Betriebssystem ist sehr stabil und kann Jahre ohne Neustart laufen.

Die System-Dateien sind gegen unbeabsichtigte Fehlmanipulation der 
Benutzer sowie gegen beabsichtigte Hacker-Taetigkeiten weitgehend 
geschuetzt.

Es gibt nur wenige Viren fuer Linux, keine davon sind im Umlauf, und 
selbst bei einer Infizierung ist der moegliche Schaden eher gering.

Die totale Transparenz der offenen Software erlaubt es niemandem, 
geheime Funktionen einzubauen.

Allfaellige Programm-Abstuerze betreffen das Betriebssystem fast nie. 
Oft gelingt es dem System die Dateien der abstuerzenden Programme 
vorher zu sichern.

Im Gegensatz zu Windows XP ist Linux keine Spyware, die bei jeder 
Aktivierung und auch sonst viele Daten an Microsoft weiterleitet. 
Jedoch kann ein Linux-System nach Wunsch total aus der Ferne gewartet 
werden.

Nachteile

Die eingebaute Sicherheit (strikte Trennung zwischen Administrator 
und normalem User) bedingt einen etwas hoeheren Aufwand beim 
Einrichten von Ordnern und Programmen, was in der Regel als 
Administrator geschehen muss. Bei falschen Einstellungen koennen 
einige Ordner oder Programme fuer gewoehnliche BenutzerInnen 
unsichtbar sein.

Kosten

Kommerzielle Computerprogramme sind meistens stark ueberteuert. Sogar 
im reichen Westen verschlingen die Lizenzgebuehren in Verwaltungen 
und Firmen Unsummen und in Entwicklungslaendern koennen sich die 
Menschen die Lizenzen ueberhaupt nicht leisten, machen Raubkopien, 
und werden somit in die Illegalitaet getrieben, genau wie sie durch 
Schuldzinsen in einer unentrinnbaren Schuldenfalle gehalten werden. 
Fuer Privat-Anwender im Westen geht es zwar nicht ums Lebendige, aber 
wir haben die absurde Situation, dass die auf einem PC legal 
verwendete kommerzielle Software schnell ein Mehrfaches der Hardware 
kostet! Aktuell kommt erschwerend dazu, dass Microsoft die 
Lebensdauer ihrer Software mit technischen Mitteln nun auf wenige 
Jahre beschraenkt und Updates nur noch im Abonnement-System 
herausgibt.

Vorteile von Linux:

Der Linux-Kernel und die allermeisten Linux-Programme sind frei, d.h. 
sie koennen guenstig erworben oder i.d.R. gratis aus dem Internet 
heruntergeladen oder kopiert werden. Das Shareware-Modell ist selten. 
Es gibt noch einige sehr teure Spezial-Anwendungen z.B. fuer den 
Einsatz in Hochschulen und Firmen. Ausser bei diesen fallen keine 
Lizenz-Gebuehren an.

Die total massgebenden Kosten bei einem Computersystem bezeichnet man 
mit "Total Cost of Ownership". Ein eingerichtetes Linux-System ist 
stabil und verursacht wenig Support-Kosten. Die Hauptkosten sind bei 
der Einrichtung, bei Updates und neuer Software sowie bei 
allfaelligen Schulungen zu suchen. Bei Netzwerken kann ein 
Administrator guenstig eine grosse Anzahl Computer einrichten und 
warten. Mehrere Studien zeigen, wie mit Linux-Systemen Kosten gespart 
werden. Immer mehr Verwaltungen ruesten auf Linux um, in einem ersten 
Schritt meistens die Server.

Philosophie

Windows ist der Inbegriff proprietaerer Software, wobei es Microsoft 
gelang trotzt viel besserer Konkurrenz allein mit 
Marketing-Massnahmen ein Quasi-Monopol zu errichten, welches mit sehr 
rueden und teilweise illegalen Methoden aufrechterhalten wird. 
Proprietaer heisst, dass die Software nicht ohne Erlaubnis kopiert 
werden darf und dass der Quellcode geheim ist. Ausserdem halten sich 
Microsoft und viele andere Software-Firmen kaum an oeffentliche 
Standards sondern entwickeln laufend eigene Formate, deren 
Spezifikation jedoch geheim sind, so dass es anderen 
Software-Herstellern absichtlich schwer gemacht wird, mit 
Microsoft-Programmen Daten korrekt auszutauschen. Fuer die Zukunft 
planen  Microsoft und andere Firmen wie Intel Computer und Formate zu 
entwickeln, bei denen grundsaetzlich kein freies Kopieren mehr 
moeglich sein wird (Stichworte: Digital Rights Management, Trusted 
Computing, Palladium). Da diese Funktionen in der Hardware verankert 
sein werden, koennten andere Betriebssysteme oder Programme kleinerer 
Hersteller verunmoeglicht werden. Trotz vorgeschoben Vorteile bei der 
Sicherheit ist es das eigentliche Ziel ueberteure Gebuehren auf alles 
und jedes zu erheben, damit die bereits reichsten Aktionaere der Welt 
noch reicher werden.

Die Firma Apple hat beim Macintosh nicht nur die totale Kontrolle 
ueber das Betriebssystem sondern auch ueber die Computer selbst: 
fruehere Lizenzen an andere Firmen zur Herstellung der fuer das Mac 
OS benoetigte Hardware wurden zurueckgezogen. Das war am Anfang zwar 
vorteilhaft, als man von Apple einfach einen Computer kaufen, ihn 
einschalten und arbeiten konnte. Diese Zeiten sind in der heutigen 
globalisierten Internet-Welt jedoch vorbei. Das Apple 
Geschaefts-Modell ist noch enger als dasjenige von Microsoft, aber 
bei dem viel geringen Marktanteil auch weniger schaedlich. Obwohl 
Konkurrent, arbeitet Apple eng mit Microsoft zusammen und installiert 
standardmaessig verschiedene Microsoft-Programme auf neuen Macs.

Vorteile von Linux

Linux (eigentlich GNU/Linux) ist etwas ganz anderes, naemlich eine 
voellig freie Implementierung von Unix. Anders als die propritaeren 
Systeme, die im Besitze von Firmen sind, werden die verschiedenen 
Bestandteile des Linux-Systems (der Linux-Kernel und die als 
"GNU-Suite" bezeichneten Applikationen) von einer Weltgemeinschaft 
freier Entwickler gepflegt und der Weltgemeinschaft geschenkt. 
Jederman darf GNU/Linux gratis kopieren, nach Belieben veraendern, 
fuer beliebige Zwecke einsetzen und weitergeben. Nur muss es immer in 
der GNU General Public Licence (auch "Copyleft" genannt) bleiben, 
d.h. muss frei oder "Open Source" bleiben. Das heisst nicht, dass es 
nicht verkauft werden darf, aber der Preis konkurriert automatisch 
mit dem seiner eigenen (legalen) Kopie und reflektiert somit die 
Kosten der Vervielfaeltigung, Verteilung, und allfaelligen 
Extraleistungen wie Buecher, Vorlagen und Support. Frei heisst auch, 
dass die Software voellig transparent ist und von jedem eingesehen 
werden darf. Somit ist auch der Quell-Code immer erhaeltlich.
Die meisten Programme fuer Linux entsprechen diesem 
Open-Source-Modell. Einige wenige sind gratis, aber nicht frei, oder 
proprietaer, aber meistens guenstig. Das Open-Source Modell fuehrt zu 
einer stetigen Entwicklung ohne die wilden Spruenge der dot.com 
Firmen, die heute in Windeseile irgendetwas tolles entwickeln und 
morgen schon wieder weg sind. Die Firmen, die Open-Source vertreiben, 
verdienen nicht an der Software selbst, sondern an Dienstleistungen.


Politik

Haben Sie gewusst, dass die Firma Microsoft 2.4 Millionen Dollar an 
den Wahlkampf von G. Bush jun. bezahlt hat (nur zwei andere Firmen, 
darunter Philip Morris, haben mehr gegeben). Auch wenn Bush sein Amt 
letztenendes ergaunert hat, lag der Ausschlag bei wenigen Stimmen, 
und ohne die Spende von Microsoft waere uns dieser gefaehrliche 
Oel-Krieger vermutlich erspart geblieben. Somit stuetzt jeder Kauf 
eines Microsoft-Produktes die derzeitige gefaehrliche und 
unertraegliche amerikanische Regierung. (Im Gegenzug hat die 
Regierung Bush die bereits erfolgte Verurteilung Microsofts wegen 
Monopol-Misbrauchs wieder ausgesetzt: System Berlusconi.)
Die Firma Apple hat auch schon gespendet, jedoch den Democraten, 
immerhin eine Nuance redlicher.
Das weltweite Linux-Netzwerk, obwohl am staerksten globalisiert und 
auch von grossen Firmen wie IBM und Sun hofiert, kann man politisch 
hingegen am ehesten mit dem System der sogenannten 
Globalisierungsgegner beschreiben: mehrere Linux-Gruppen beziehen 
sich explizit auf diese Qualitaet.

Vorteile bei der Verwendung von Linux:

Privat: ein ruhiges Gewissen / ein gutes Gefuehl.  Professionell: 
politisch korrektes "Corporate Image".


Zweiter Teil: Umsetzung

Wie wende ich Linux erfolgreich an?

Huerden

Das Office-Problem

Microsoft Office ist zu einem aehnlichen quasi-Monopol wie Windows 
selbst geworden. Einerseits funktionieren die Programme Word, Excel, 
usw. recht gut (was man bei den hohen Preisen auch erwarten darf), 
andererseits sind diese oft vorinstalliert und viele Leute 
verschicken ihre Dateien immer in den Formaten dieser Programme, ja 
wissen nicht einmal wie man in anderen Formaten speichert. Ausserdem 
ist MS Office auch beim Macintosh sehr populaer. Alternativen zu MS 
Office sind den meisten Leuten unbekannt. Immer wieder hoert man: 
"Linux ist ja schon recht, aber ich will mit MS Office-Dokumenten 
arbeiten koennen." Jedoch wird eine Abkehr von MS-Office auch fuer 
Windows-Benutzer immer attraktiver, einerseits wegen des 
ueberrissenen Preises, und anderseits weil die neuen Versionen auf 
Windows 95, 98, und ME nicht mehr laufen werden.

Loesung 1:
Seit kurzem gibt es das freie Open Office 1.0, bestehend aus 
Textverarbeitung, Tabellen-Kalkulation, Praesentations-Software, 
sowie Zeichen-Programm und Formel-Editor. Open Office ist identisch 
mit dem guenstigen Star Office 6.0 von Sun, welches zusaetzlich mit 
Vorlagen angereichert ist. Open-Office hat einen groesseren 
Leistungsumfang als MS-Office, z.B. hat die Tabellenkalkulation mehr 
Funktionen und die Textverarbeitung eignet sich dank Layer-Technik 
zum praezisen Layouten. Die einzelnen Programme sind stark 
integriert. Dies hat den Vorteil der einheitlichen Anwendung und den 
Nachteil, dass saemtliche Module gleichzeitig geladen werden: der 
erste Start geht ziemlich lange.
Open Office kann die Microsoft-Formate wie .doc, .xls, und .ppt lesen 
und schreiben, manchmal besser als MS Office selbst: es kommt vor, 
dass korrupte Word-Dokumente oder schlecht gestaltete 
Powerpoint-Praesentationen nicht mehr mit MS Office, aber mit Open 
Office geoeffnet werden koennen. Dafuer kann es beim Austausch von 
komplizierten Layouts zwischen den beiden Office-Suiten 
Verschiebungen im Layout geben. Die Makro-Sprachen sind auch 
verschieden, was den Vorteil hat, dass MS-Makroviren keine Chance 
haben. Bei den meisten Dokumenten geht der Austausch jedoch 
problemlos. Open Office speichert auch schon heute im modernen 
XML-Format, dem offiziellen Standard der Zukunft. Die XML-Dateien 
werden automatisch komprimiert und sind viel kleiner als in den 
MS-Formaten.
Open Office gibt es fuer Windows und Linux. Fuer Mac OS X ist eine 
Beta-Version erhaeltlich.

Nebst Open Office und seinen Derivaten, gibt es auch andere 
Office-Programme wie Wordperfect, Applix, Abiword, Gnumeric, KOffice, 
etc. Diese funktionieren gut, haben aber weniger Funktionen als Open 
Office und der Import/Export in Fremdformaten ist schlechter.

Loesung 2:
Es gibt fuer Linux eine (kostenpflichtiges) Programm namens 
Crossover, unter dem MS-Office laeuft. Eine aehnlicher Ansatz heisst 
Lindows. Auch die beliebte Datenbank Filemaker sollte dermassen 
lauffaehig sein.

Telefon-CD

Diese gibt es in der Schweiz nicht fuer Linux (in Deutschland 
allerdings schon). Gluecklicherweise laeuft zumindest Twixtel unter 
Crossover oder deren freie Variante Wine. Eine andere Moeglichkeit 
ist es, die Telefon-Anfrage via Internet zu erledigen.

Outlook

Viele Leute verwenden den "Personal Information Manager" MS Outlook, 
obwohl dieses wie auch der Mailer Outlook Express ungefragt und 
unbemerkt Viren an Address-Buch Empfaenger weiterleitet. Zum Glueck 
gibt es Alternativen, wie z.B. Ximian's Evolution.

Spezielle Software

Viele Firmen benoetigen spezielle Programme, die in der Regel nur 
fuer Windows vorliegen und oft unter Wine/Crossover/Lindows nicht 
laufen. Hier gibt es die Moeglichkeit mit einem Emulator (VMware oder 
Win4Lin) fast alle Windows-Programme ausfuehren zu koennen. Nachteil: 
nicht ganz billig, und eine Windows-Lizenz wird auch benoetigt; 
Installation nicht ganz einfach. Fuer Macintosh-Linux gibt es das 
Program MOL (Mac-On-Linux).


Zusammenfassung

Die Privatanwenderin, die einen neuen PC fuer Office, Internet, 
Multimedia und einige Spiele will, ist mit einem PC mit 
vorinstalliertem Linux bestens bedient. Ein lernwilliger Benutzer 
schafft eine Linux-Installation auch selbst.

Wer kommerzielle Multimedia-CD-ROMs und Spiele einsetzen will, 
braucht zusaetzlich einen Windows-Emulator.

Wer die neusten Aktion-Spiele ausfuehren will, sehr spezielle 
Windows-Software oder Hardware einsetzten will, oder schon einen 
Windows-Rechner hat, kann sich eine Dual-Boot Konfiguration 
einrichten lassen.

Wer Windows trotz allem noch vorzieht, kann trotzdem viele 
Open-Source Programme einsetzen, dabei viel Geld sparen, und ein 
allfaelliger spaeterer Umstieg auf Linux erleichtern.

Wer ein neuerer Macintosh besitzt, kann mit etwas Muehe auch auf 
Linux umsteigen, aber der Unterschied zu Mac OS X ist nicht gross, 
z.B. sind normale Unix-Programme auch unter diesem lauffaehig, so 
dass es sich weniger lohnt als auf anderen PCs.

Ob Linux, Mac OS X, oder Windows XP, ein moderner PC verlangt 
Sachkenntnis, die in Kursen, aus Buechern, Zeitschriften, oder im 
Internet erlernbar ist. Ein(e) erfolgreiche(r) PC-Anwender(in) 
braucht also eigentlich nur eins: Motivation. Ist diese vorhanden, 
bringt die Beschaeftigung mit Linux nur Vorteile.

Theo Schmidt 12.12. 2002