[wilhelmtux-discussion] Propritaere Formate in EU?
Theo Schmidt
theo.schmidt at wilhelmtux.ch
Fri Jan 12 11:21:33 CET 2007
Silvan Gebhardt schrieb:
> Theo Schmidt schrieb:
...
>> Weiss jemand, ob das stimmt und WMV 9 somit frei oder zumindestens
>> offen ist und das ganze ein Sturm im Wasserglas ist? Wenn das so ist,
>> weshalb bauen die Linux-Distris nicht alle den WMV 9 Codec ein?
...
> also ein anzeichen dafür wäre die neue unterstützung von WMV9 im VLC -
> könnte was haben :)
Ich habe versucht die Frage abzuklären, bin aber noch nicht sehr weit.
VLC 0.8.6 soll WMV9 unterstützen, ich kann aber erst VLC 0.8.4
installieren, der das nicht kann. Wenn wir aber davon ausgehen, dass
deine Meldung stimmt, Silvan, was sind die Implikationen?
Ich habe Marc Holitscher von Microsoft CH gefragt, ob er bestätigen
könne, dass WMV9 nun nicht mehr proprietär sei, wie das auf einem
Wikipedia Eintrag suggeriert wurde. Er meinte WMV9 sei nun ein auf SMPTE
421M (VC-1) basierender offener Standard, dass der Quellcode von WMV9
aber nicht frei verfügbar sei. Jedermann könne den VC-1 Standard
implementieren und von der SMPTE (Society of Motion Picture and
Television Engineers) die entsprechenden Spezifikationen dafür beziehen,
wobei Lizenzgebühren an die SMPTE bzw. die MPEG-LA geschuldet würden.
Also nicht frei.
Wie kann es denn in VLC erscheinen? Laut videolan.org wird der Codec
einfach von der ffmpeg Bibliothek übernommen. Diese haben den Codec
vermutlich selber geschrieben oder reverse-engineered. Rechtlich ist
dies wohl nicht ganz einwandfrei, aber mindestens Microsoft strebt zur
Zeit offenbar eher eine Kooperation als eine Konfrontation mit
FOSS-Projekten an und dürfte diese Entwicklung somit nicht behindern
wollen. Ob dies auch für die MPEG-Licence Authority gilt? Auf jeden Fall
scheint die Situation nun so, dass private Anwender künftig WMV-Videos
auch mit freien Anwendungen ohne grossen Aufwand betrachten können
werden, ohne sich strafbar zu machen. Aber es bleibt vermutlich ein
rechtlich grauer Bereich, so dass Behörden in EU und CH nicht
WMV-Dateien anbieten können und dabei freie Betriebsysteme offiziell
unterstützen dürfen, deshalb wohl die etwas unbedarfte Aussage des
EU-Site Webmasters.
Was heisst das für uns? Bis in einem Jahr oder so dürfte könnte WMV de
Facto ein besserer Standard als Real-Video oder Quicktime werden. MPEG-4
ist offenbar auch proprietär und MPEG-1 veraltet. Offenbar ist Flash zur
Zeit der populärste Standard, funktioniert manchmal gut, ist aber auch
propritär und wechselt dauernd: eine mühsame Sache.
Die freie Lösung Ogg Theora kennt fast niemand, ist wohl aussichtslos,
dies zu fordern. Welche Video-Formate wollen wir aber von Behörden und
Videocast-Anbietern wünschen?
Theo Schmidt
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