[wilhelmtux-discussion] "Krieg der Standards" geht weiter

Robert Wuergler wilhelmtux at wuergler-consulting.ch
Fri Aug 10 17:02:20 CEST 2007


Visvanath Ratnaweera wrote:

>>> Woher oder wer führt solche "Spielregeln" und "magischen Zahlen" ein?
>> Herr Thomann, der "Conveyor", der laut den Regeln eine ziemliche 
>> Machtfülle hat, wie viel genau aber weiss niemand, da die Regeln etwas 
>> vage sind.
> 
> Das sind ernsthafte "Interessenkonflickte", möglicherweise gezielt so :-(

Mann sollte wohl oder übel bedenken, dass weder die ISO noch die SNV den
Anspruch haben, unabhängig und demokratisch zu sein. Ersteres mag
störend sein gerade für technische Fragen, wo man sich eine sachliche
Beurteilung vorstellen könnte (ist das allerdings wirklich möglich?).
Demokratisch ist eher formal (bspw. Mehrheitsabstimmungen) vorhanden,
ansonsten aber kaum möglich und wäre wohl hier auch nicht der
Haupt-Kritikpunkt.

Der Prozess scheint nach üblichem Geschäften abzulaufen - "jeder
versucht der Stärkere zu sein", "mehr oder weniger subtile
Interessenspolitik". Moderiert wird der Prozess - bestenfalls -
einigermassen neutral, obschon mir sogar ein MS-Jünger gesagt hat, es
sei etwas gar störend gewesen, dass sich Thomann am Schluss so
offensichtlich parteiisch gegeben hat.


> 
>>> D.h. nach einer acht stündigen Sitzung sind die Teilnehmer verpflichtet
>>> noch das Protokoll zu überprüfen und über fehlenden Kommentare endlos
>>> zu argumentieren, obwohl die Herrschaften anscheinend volle
>>> Entscheidungsmacht haben? :-(
>> Na ja, ich denke das Protokoll wird stimmen und wird vielleicht sogar 
>> weniger Diskussionen verursachen als unsere eigenen Vorstandsitzungen. 
>> :-) Ausserdem haben auch andere Leute eifrig mitgeschrieben.
> 
> Wir hatten auch nicht über das Format der Dokumentation einer ganzen
> Generation zu entscheiden!

Was ein Standard einer "ganzen Generation" wird würde nach obigen
Äusserungen diejenigen bestimmen, die ihre geschäftlichen Interessen auf
wie auch immer gearteter Art und Weise durchsetzen können. Sogar den ISO
Code of Ethics kann man so interpretieren (bzw. das tun in ernsthafter
Absicht viele), wenn man vom Tragen dieser Brille geprägt sind. Oder
aber - diese Alternative gäbe es theoretisch immer - von denjenigen
mitbestimmt, die diesen äusserst starken und taktisch oft cleveren
Seiten etwas entgegenzusetzen hätten. Da diese "Gegenseite" kaum aus
geschäftlichen/wirtschaftlichen Playern bestehen könnte (die profitieren
ja) - von IBM mal abgesehen - bedingte dies, dass sich eine grosse
(Bürger-, KMU-, ...)-"Lobby" überhaupt für solche Fragen interessiert.
Das ist m. E. weder der Fall noch kann sich der Durchschnitts-*Anwender*
überhaupt etwas darunter vorstellen. Eigentlich müsste man sagen: gute
Arbeit Microsoft.

Oder aber: Quasi-Monopole (inklusive MS, Google, ex IBM, ex Bell, ...)
existieren in der ökonomischen Beurteilung fast immer in "immature
markets". Das ist der Computer-Markt nun mal immer noch. Ökonomisch
gesehen unerwünscht (Qualität, sog. Monopol-Rente usw.). Aber "immature
markets assessed economically: good times ahead (most often)."


> 
>>> Also, Ecma hat zusammen mit Microsoft dieses OO-XML gebacken?
>> Ich denke Microsoft macht die Arbeit und hat Ecma mit der 
>> Standardisierung beauftragt. Wenn es dabei geblieben wäre, hätten wir 
>> diese ganze Aufregung nicht. Aber der Griff nach ISO macht nun die 
>> Öffentlichkeit wütend und allen viel Arbeit.
> 
> Genau diesen Wut und Ärger müssen wir zum Ausdruck bringen. Vorhin
> mit einer Petition an Volkswirschaftsdept. habe ich ernst gemeint.
> Im Vorstand habt ihr ja Info aus erster Hand.

Sorry: nein. Nicht beim EVD. Die Vorsteherin scheint zwar relativ schlau
zu sein, aber "Wut und Ärger" vermag weder sie noch Subordinates zu
beeindrucken. Beim EVD müssen volkswirtschaftliche und
wettbewerbspolitische Argumente her. Die gibt es, aber die überzeugend
zu kompilieren ist nicht ganz einfach.

>  
>>> Wie geht's weiter?
>> Bis am 27 August wird abgestimmt. Die gesammelten Kommentare werden an 
>> das ISO "Ballot Resolution Meeting" weitergegeben. Was da passiert ist 
>> nicht ganz klar. 
> 
> Was passiert sehen wir in Portugal. Wir müssen agieren.

Nochmals: m. E. sich im Minimum bewusst sein, dass Computer =>
Betriebssystem => Windows => MS Office (falls man die zwei nicht sowieso
schon verwechselt) usw. = die Denke der ganz grossen Mehrheit. Das kann
man ihr nicht verübeln. Siehe Telefonmarkt vor nur >= zehn (!) Jahren:
hat da jemand von etwas anderem als Telecom (PTT), schwarzes
Wählscheiben-Apparat & Co. gewusst? Ja, eine gegen 1998 langsam
wachsende Minderheit. Jetzt will die gute Firma, die mein Office - oder
war es Windows? - herstellt, endlich das Format standardisieren, damit
ich's morgen auch noch lesen kann. Doch gut, oder?


> 
> Gruss
> Visvanath

;-)
Gruess --Robert



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