[wilhelmtux-discussion] Re: Grosse Sorgenl!

Theo Schmidt theo.schmidt at wilhelmtux.ch
Thu Jun 15 18:44:18 CEST 2006


Hannes Gassert schrieb:
...
> Theo, beim Bevorzugen von Taten gegenüber des Hadern um Wörter bin ich
> ganz auf deiner Seite. Ich will den Terminologiestreit wirklich nicht
> weiterziehen, aber vielleicht kann man den ja wegabstrahieren: Geht's
> dir und geht's WT um den Quellcode (Open Source), um die Freiheit (Freie
> Software) oder um den Preis (Freeware)? 

Hier hast du die Definitionen verwendet, die ich auch bevorzuge. 
Unglücklicherweise hat die Open Source Initiative den Begriff Open 
Source auch als Freie Software definiert, und eher die Mehrheit der 
Leute benutzen diesen Begriff als Synonym für Freie Software, was ich 
wiederum nicht so schlimm finde, aber andere hier schon.

...
> Für die Rahmenbedingungen die Politik, für die Produkte die Firmen..
> oder tönt das jetzt zu liberal? ;)

Finde ich eine gute prägnante Zusammenfassung, wobei es nicht eigentlich 
die Politik ist, welche die Rahmenbedingungen schafft, sondern 
Zertifizierungsgremien, welche indirekt von Beamten kontrolliert werden, 
welche von Politikern kontrolliert werden. Ich liebe das CH 230V 
Haushalts-Steckersystem, welches mir wirklich viel besser vorkommt als 
alle anderen (ausser für sehr hohe Ströme), und erst noch kompatibel zum 
2-poligen Eurostecker ist. Ich liebe das herkömmliche Telefonsystem, 
auch wenn es die Drähte ineffizient nutzt, weil es erlaubt, dass 
modernste Geräte mit ganz uralten zusammen funktionieren.


> Oder mal ein (sehr angreifbares, ist mir bewusst) Beispiel: Wäre der
> Entscheid in Sachen Berner Schulen anders herausgekommen, hätten alle
> Parlamentarier gewusst, dass (sagen wir mal) Firefox "besser" ist als
> IE? 

Vermutlich.


> Oder wäre er nicht eher anders rausgekommen, wenn eine andere
> Haltung gegenüber (sagen wir mal) Monopolismus und Intransparenz (man
> dürfte vielleicht auch sagen: Unfreiheit?) geherrscht hätte?

Das Grundproblem ist, dass grosse Firmen wie Microsoft einfach grosse 
Marktmacht haben und alternative Produkte noch so viel besser sein 
könnten: sie würden nicht wahrgenommen. Dazu kommt, dass "besser" 
ziemlich vielschichtig ist. Jemand, der an IE gewöhnt ist, empfindet 
Firefox a priori nicht als "besser", und bei Open Office vs. MS Office 
sind sich die meisten einig, dass z.B. Writer "besser" als Word ist, 
aber Base nicht besser als Access ist.
Ein analoges Beispiel, das mir gerade einfällt: der Süssstoff aus der 
Pflanze Stevia (www.stevia.ch) darf in der Schweiz nicht als Süssstoff 
verkauft werden, nur als Kräuterextrakt, weil es vermutlich der 
Zuckerlobby und der Chemielobby seit Jahren gelingt, dass die 
unwillkommene Konkurrenz nicht zugelassen wird. Irgendwie setzen sie 
vielleicht die zuständigen Behörden unter Druck. So kann Stevia ja nie 
bekannt werden! Und wiederum ist Stevia nicht "besser" als Zucker oder 
chemische Süssstoffe, sondern "anders".

Also, ich habe etwas, z.B. Knoppix oder Kubuntu, welches ich 
gesamtheitlich als *sehr viel* "besser" als Windows usw. empfinde. Wie 
kann ich das einem typischen Windows- oder gar Mac-User erklären?

Theo Schmidt


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