[wilhelmtux-discussion] Informatik Volksschule Stadt Bern
[Grundsatz]
Manfred Morgner
manfred.morgner at gmx.net
Sun Jan 15 02:10:50 CET 2006
>> 1) Angestrengte Kostendiskussion mit immer abstrakteren Modellen
>> (z.B. das völlig irrelevante TOC)
>
> Was ist das?
Sorry - Tippfehler - sollte TCO heisst: Total Cost of Ownership.
>> Ich denke, dass es kaum jemanden gibt, der in Frage stellen
>> würde, dass die grösste Einsparung dadurch erzielt werden kann,
>> dass man in der Schule KEINE Computer einsetzt.
>
> Einge wenige, sehr wenige, stellen diese Frage. Bern hat mehrere
> Varianten studiert von Informatik nur in den letzten beiden
> Schuljahren bis zu Informatik schon im Kindergarten. Ich glaube,
> die Variante Kindergarten wurde verworfen, aber nur *aus
> Kostengründen*!
Das schmerzt! Hier haben wir die Computerisierung voll durchgezogen,
bis in die Kindergärten. Aber wir sind auch nur ein grösseres Dorf
mit 16k Einwohnern. Eine Katastrophe eben, wenn alles möglich ist.
> Ich habe auch schon gelesen, dass PCs in den Klassenzimmern nicht
> viel bringen ausser eben Informatik-Kenntnisse, auf der Primarstufe
> schädlich seinen, und selbst auf Universitätsstufe eher
> kontraproduktiv wären. Aber ich denke, die Minderheit, die das
> glaubt, ist dermassen klein, dass wir nicht weiter diskutieren müssen.
Leider.
> Ich selbst betrachte PCs und ähnliche Geräte wie Handies als eine
> Sucht und potentiell gefährlich, wie auch Fernsehen, Drogen und
> Verkehrsmittel. Aber genau wie mit Drogen ist es vielleicht besser,
> sich damit auszukennen als zu versuchen sie zu verbieten. Gestern
> wurde ja der Entdecker von LSD, Albert Hoffmann, 100 jährig. Er
> findet, dass eine seriöse Auseinandersetzung damit mehr gebracht
> hätte als das faktische Verbot.
Der Meinung bin ich bei Computern auch, aber leider fehlt auch nur
die Absicht der Behörden, geschweige denn das Potential der
Ausführenden.
> Wenn die Informatik von klein auf schon unausweichlich ist, halte
> ich die Propagierung von Freier Software für umso wichtiger. Ich
> denke auch, dass die Gesellschaft oder Teile davon sich wegen der
> Informationstechniken vielleicht auf eine Weise verändern wie wir
> uns das noch nicht vorstellen können, und eventuell sehr rasch. Da
> möchte ich die Entwicklung schon nicht nur Microsoft und Co.
> überlassen.
Ich denke, dass der Ansatz der Kommerzlobby auch nicht schlecht ist.
Ein Unrechtsempfinden für Schwarzkopieren zu entwickeln, so dass sich
für Anwender die Frage stellt, ob es nicht besser wäre, freie statt
illegal kopierte Software einzusetzen.
> Auch wenn das stimmt, können wir uns auf das "Pushen" von den
> plattform-übergreifenden Mozilla-Programmen einigen?
Natürlich. Mozialla, Openoffice, The GIMP usw. keine Frage
>> Die ewige Diskussion über die Wiederherstellung von verstümmelten
>> Betriebssysteminstallationen finde ich absurd. Wenn ich einen
>> Computer zur Informationsrecherche und zum geistigen Austausch
>> mit anderen verwende, werde ich mich dann darüber freuen, wenn
>> jede Woche einmal alle meine Emails, Rechercheergebnisse und
>> Kontakte infolge turnusmässiger, präventiver Systeminstallationen
>> verschwinden? Wohl kaum.
>
> Es geht ja nicht darum, Daten zu löschen. Das Problem ist gerade
> die Trennung von System, Inhalt und Einstellungen. Das ist sogar
> bei einem Knoppix-System schlecht gelöst. Sobald man irgendwelche
> Einstellungen speichert und dabei etwas "schief geht" kann man
> entweder mühsame Reparatur-Arbeit leisten oder von vorne anfangen.
> Ich arbeite gerade auf einem lieb-gewonnenen Debian-System, welches
> ich nicht mehr rekonstruieren kann wenn es abliegt und mich
> gleichzeitig hindert, allzu viele neue Sachen zu probieren.
Das mit der Trennung ist leider nicht möglich, denn der Anwender, der
die Daten benutzen will, benötigt Schreibrechte. Wenn ein System
virenverseucht ist, reisst es die Daten vom Server mit weg weil der
Virus mindestens die Rechte des verseuchenden Anwenders hat. Würde
man also mit Terminalsystemen arbeiten würde sich der Schaden auf die
Serverinstalllation auswirken, würde man lediglich die Daten auf dem
Server halten, wären sie stärker gefährdet als auf einem Client
Computer, denn der Server wird stärker von potentiell verseuchten
Clients angegriffen.
>> Richtig ist die Errichtung produktiver Systemumgebungen, also
>> solcher Systemumgebungen, die ein Niveau besitzen, mit dem die
>> Schüler ihre Aufgaben umsetzen können, nicht aber das System
>> selbst beschädigen; weder bewusst noch unbewusst. Die zur Debatte
>> stehende Unfreie Systemumgebung ist dafür klar ungeeignet.
>
> Gibt es mehr als kosmetische Unterschiede für die Anwender zwischen
> Windows Thin Clients und Linux Thin Clients?
Ja, definitiv. Windowssystemen ist die Unsicherheit und Anfälligkeit
gegen Würmer und Viren innewohnend. Das heisst, dass sie sich damit
auch infizieren können. Nicht-Windows-Systeme sind dagegen nicht
anfällig, wenn man sie korrekt administriert. Demnach kann man damit
ein ernsthaftes produktives System errichten, was mit Windows
ausgeschlossen ist.
>> Schlussfolgerung:
>> Besonders im Fall der Schulen, hat es nicht wirklich Sinn, sich
>> in jedem Schulbezirk wund zu machen. Wichtiger ist die
>> Grundsatzdiskussion.
>
> Ich glaube, du hast Recht. Aber ich weiss nicht wie wir eine solche
> auslösen könnten. Die Stadträte von Thun und Bern, die ich
> kontaktierte, waren allenfalls für Diskussion über Freie Software
> bereit, aber nicht für Grundsatzdiskussionen.
Ich würde hier nicht aufgeben. Natürlich ist eine Situation wie in
Bern nicht geeignet um in der lokalen Sache eine Grundsatzdiskussion
zu führen. Zumindest wird es im konkreten Fall nichts nützen.
Vielleicht ist sie aber geeignet, um die Grundsatzdiskussion generell
zu starten?
>> Dass die Schüler in Europa zunehmend dümmer aus den Schulen
>> kommen und gar nicht mehr denken können, stört niemanden. Dabei
>> ist genau dies die Wurzel unseres Untergangs.
>
> Vielleicht siehst du da ein bisschen schwarz? Ich habe zwar auch
> manchmal das Gefühl, aber das hat wohl jede Generation von der
> jüngeren.
Im Grunde schon. Auch die Alten Ägypter hatten dieses Gefühl und
dennoch hat sich die Menschheit weiterentwickelt. Nur eben nicht in
Ägypten! Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Chinesen und andere
Aufsteiger die Entwicklungsstafette weitertragen...
Viele Grüsse,
Manfred.
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