[wilhelmtux-discussion] politische Arbeit [war: Re:Rückblick 3. OSS-Tagung]
Theo Schmidt
theo.schmidt at wilhelmtux.ch
Fri Dec 1 10:54:16 CET 2006
Roman Brusa schrieb:
...
>>> WT-Website ein solches von anderen erweitertes OSS-Argumentarium für
>>> PolitikerInnen inkl. Polit-FAQ zusammenzustellen und kontinuierlich
>>> mit aktuellen Studien, Referenzen etc. anzureichern?
>
> Ich waere auch sehr interessiert an so etwas. Ich habe Kontakt zu
> Politiker/innen auf allen Ebenen, mich aber bisher gescheut, mit dem
> Thema OSS an sie heranzutreten, weil ich kein gutes, politkompatibles
> Argumentarium kenne, welches sie davon ueberzeugen koennte, sich mit
> Vorstoessen in dieser Sache hervorzutun.
Vielen Dank für dein Angebot. Hier einige Infos:
Im Grunde genommen ist es genial: wir haben politische Argumente für
fast alle poitische Richtungen:
- Freiheit, Unabhängigkeit. Das sollte Liberale, Freisinnige und
Freiheitliche begeistern. Tatsächlich sind Leute der FDP oft auf unserer
Seite. Jedoch gibt es in dieser Partei auch Leute, denen die Protektion
der Grossindustrie wichtiger ist und sie stellen sich entgegen ihrem
Credo immer wieder auf die Seite der Monopole.
- Kosten sparen. Das sollte vor allem alle bürgerliche Parteien
interessieren. Das tut es allerdings nicht wirklich, besonders da andere
Ausgaben (Infrastruktur, Militär, usw.) sehr viel grösser sind.
- Einheimische Informatiker beschäftigen statt ausländische Lizenzen
zahlen. KMUs profitiern mit freier Software, ja eigentlich könnten dies
alle Firmen ausser die jeweiligen kommerziellen Marktleader. Das sollte
vor allem die SVP interessieren. Hier zeigt sich jedoch oft dieselbe
inkonsequente Haltung wie bei Brenn- und Treibstoffen und die
gegenwärtige Uebermacht des grossindustriellen statt ursprünglich
kleinbäuerlichen Denkens.
- Community-Gedanken. Die Vorzeige-Projekte der Freien Software und
Medien gehören zu den grössten und erfolgreichsten sozialen
Errungenschaften der Menschheit. Jede hilft jedem. Geld und Profit ist
nicht die Triebfeder. Sollte also SP und linke Parteien brennend
interessieren. Tatsächlich sind SP und PDA die einzigen, die sich
national bei uns - allerdings ohne grosse Begeisterung - einsetzen. Auf
lokaler Ebene und bei SP-dominierten Verwaltungen funktioniert dies
allerdings nicht: hier helfen nur die machtlosen linken Parteien.
- Gegengewicht zur quasi-imperialen Macht einschlägiger meist
amerikanischer Grossfirmen. Hier applaudiert natürlich die Linke,
während die Rechte sich unwohl fühlt, aber freie Software doch insofern
begrüsst, als dadurch die grossen Firmen ihre Preise senken müssen.
- Chancengleichheit in der Bildung. Hier sind theoretisch alle dafür,
aber nur wenn es um die Bildung der anderen geht. Selber möchte sich
niemand Bildung aufzwingen lassen!
- Christliche Philosophie des Teilens und Schenkens. Information und
freie Software kann man anderen schenken und der Wert kann dabei
zunehmen. Ich sehe da Parallelen zu den Geschichten in der Bibel mit den
sich vermehrenden Lebensmitteln. Tatsächlich sind Leute der EVP oft auf
der Seite der Freien SW. Bei der CVP kann ich keine klare Meinung oder
viel Interesse erkennen.
Eigentlich hat unser Thema nichts mit grüner Politik zu tun, und
national interessiert das Thema die Grünen scheinbar kaum. Trotzdem sind
auf lokaler Ebene die Grünen wohl die einzigen zuverlässigen Partner;
ich nehme an, weil sie als einzige intuitiv die Symbiose zwischen
liberalem und sozialem Gedankengut erkennen.
Also, wir sehen es: unsere Stärke ist gleichzeitig unsere Schwäche:
keine eindeutige politische Linie sondern ein JeKaMi, so dass unsere
Anliegen mit denselben Argumenten abgelehnt wie angenommen werden
können, je nach persönlicher Perspektive.
> Ist es kompliziert, auf der WT-Website ein solche Seite zu machen, an
> der alle mitarbeiten und ihre Quellen beitragen koennen? Die Argumente
> von Matthias waeren doch ein guter Anfang...?
Unsere Website ist theoretisch so aufgebaut, aber niemand möchte sich
damit beschäftigen. Silvan arbeitet an einem Blog-System. Andere CMS
stehen zur Diskussion, aber im Moment gibt es keine befriedigende Lösung.
>>> Eine andere politisch denkbare Aktion wäre es, alle kommenden
>>> Nationalratskandidaten bezüglich ihrer Haltung von OSS in der
>>> Verwaltung zu fragen...
>
> Ja, und warum nicht auch gleich etwas, das auch fuer kantonale Wahlen
> passen wuerde? Nur so eine Idee: Ein Fragebogen auf der Website, den
> Kandidat/innen beantworten koennen, mit Angabe von Name und Kandidatur,
> und dann eine Liste nach OSS-freundlichkeit, durchsuchbar aehnlich wie
> jetzt die Unterstuetzerliste... oder noch lieber etwas feiner... ;-)
Siehe oben. Ich könnte mir vorstellen, mit den Leuten von Smartvote
zusammenzuarbeiten, die ja bereits ein ausgeklügeltes System haben.
Allerdings, wo platzieren wir unsere Anliegen auf der zwei-dimensionalen
Grafik von Smartvote?
Theo Schmidt, Präsi WT
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