[wilhelmtux-discussion] Vernehmlassung/Konsultation: Urheberrecht / Droit d'auteur

Nicolas Iselin nicolas.wilhelmtux at iselin.ch
Fri Sep 17 09:07:26 CEST 2004


Hallo Zusammen,

Am Thursday 16 September 2004 14:37 schrieb Markus Jordi:
> Hallo Zäme
> 
> Nun, eigentlich ist es legitim, dass sich jemand seinen von ihm durch
> zeitlichen und finanziellen Aufwand geschaffenen Inhalt schützen will um
> seine Investition wieder wett zu machen.
> 
> Die Frage ist nur wie weit dieser Schutz gehen darf.

Genau. Und was mir in letzter Zeit immer mehr auffällt: Das Gleichgewicht
zwischen Produzent und Konsument wird tendenziell eher zugunsten der
Produzenten verschoben. Der Gesetzgeber sollte auch die primär
die Volkswirtschaft und nicht die private Wirtschaft im Auge haben.
Man muss sich also die Frage stellen: Hilft diese oder jene
Ausgestaltung des Gesetzes nur einer speziellen Gruppe von privaten
Unternehmen und behindert eher die Volkswirtschaft als ganzes.

> 
> Von mir aus müsste man nur das Gesetz soweit erweitern, dass der Schutz
> nicht dazu genutzt werden kann dem Benutzer vorschreiben wo und wie ein
> Inhalt wiedergegeben wird.

Das ist aber genau die Lizenz zum Gelddrucken, die die RIAA und andere
Verwertergesellschaften gerne hätten... Da gab es vor etwa zwei Jahren
so ein schönes Editorial in der c't: Jedem Menschen 

> 
> Sprich:
> - Ich will nicht das Gerät x kaufen müssen nur damit ich die Musik von
> der Gruppe b hören kann (Ich will das Recht haben meine Musikstücke aus
> dem Online-Shop in OGG-Vorbis zu konvertieren, so dass ich diese auf
> meinem moblilen Player abspielen kann. Nur weil ich ein Song bei iTunes
> gekauft habe will ich keinen iPod kaufen oder schlimmer noch einen
> zweiten Sonyplayer für meine Songs vom Sony-Shop).
> - Opensource-Software darf durch einen Kopierschutz nicht vom Markt
> ausgeschlossen werden (Wenn ich unter Linux DeCSS einsetzt um eine DVD
> schauen zu können, soll dies nicht strafbar sein).
> - Ich will nicht meine Filme und Songs wegwerfen resp. löschen müssen
> nur weil es auf dem Markt keine Player mehr zu kaufen gibt. Eine
> Konvertierung in ein neues Format sollte ebenfalls erlaubt sein.

Voll einverstanden.

> Kann man die zwei Punkte "keine Fessel" und "Opensource darf nicht
> ausgeschlossen werden" in das Gesetz bringen, dann ist glaub ich nichts
> daran auszusetzen (die Patentfrage zu den Codecs ist wohl noch ein 
> anderes Problem zum gleichen Thema). 

Patente sind tatsächlich ein zweites Thema, aber es gehört trotzdem 
zusammen ;-) Beides sind Spielarten der Intellectual Property, ein
in der heutigen Zeit sehr fragwürdiges Konzept.

Mein Hauptproblem damit ist, dass man grossem Aufwand versucht, die 
Naturgesetze aus der Atomwelt in juristische Gesetze in der Bitwelt 
zu übertragen. Aber: Der Bit-Duplikator steht auf fast jedem
Schreibtisch (du benutzt gerade einen), der Atom-Duplikator 
wird wohl auch in 100 Jahren noch Science Fiction sein...

Ich unterstütze beide Forderungen (keine Fessel/kein Ausschluss von
Open Source) voll und ganz, aber wir müssen uns bewusst sein, dass
dies jeden wirksamen technischen Schutz (DRM) aushebelt. Es gibt nicht 
ein bisschen DRM. Entweder funktioniert es (das ist dann letztlich
das Ende des general purpose PC), oder man lässt es bleiben...

Schliessliche möchte ich auch noch sagen, dass ich sehr gerne bereit
bin, an einer Stellungnahme mitzuarbeiten. Ich kann dafür auch gerne
mal von Basel nach Bern reisen, damit wir uns sehen können.

Nicolas








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