[wilhelmtux-discussion] Erneut ein Artikel im Bund

Michael Moser mm-list at adfinis.ch
Tue Mar 16 10:19:18 CET 2004


Hallo zäme,

Grundsätzlich muss man auf den Bericht, bzw. das Protokol warten. Jedoch, wenn 
man sich hier nun komplet auf den Bund Artikel abstützt, ist es bedenklich.

Wenn den Politikern folgendes "sitzen" geblieben ist, wie es im Artikel 
steht...

"So könnte Bern Bill Gates ein Schnippchen schlagen"
"Idealisten brechen Monopol"
"Entwickelt wurde und wird die offene Software von Idealisten"
"Die Motivation der Beteiligten ist eine Mischung aus Freude am Programmieren, 
dem Streben nach Reputation unter Gleichgesinnten sowie einem Engagement 
gegen Eigentumsbeschränkung"
"Gratisprogramme"
"die OSS-Gemeinde (die Idealisten also) biete eine «schnelle und kompetente 
Unterstützung»"
"keine Garantie"
"fehle ein Geschäftsmodell"

... und dann schlussendlich heisst: "Trotzdem wollen die städtischen 
Informatikdienste dranbleiben" ... (Betonung auf "Trotzdem") ... dann war ja 
im Vorstoss schon mal einige Sachen nicht richtig dargestellt worden.

Natürlich könnte es auch sein, dass der Journalist sich da was 
"zusammengereimt" hat. - Der Journalist ist auch ein Laie, wie die meisten 
Politiker auch, und er hat genau das runtergeschrieben, was er verstanden 
hat. Das ist wahrscheinlich genau das gleiche, was schlussendlich die 
Politiker verstanden haben.

Ich interpretiere kurz Zusammengefasst: "Wir warten mal ab, wie sich der Bund 
oder die anderen Städten, sich mit den Idealisten arrangieren".

Auch wenn schlussendlich der Vorstoss ein Erfolg war, bleibt da ein negativer 
Nachgeschmack vom Artikel hängen.

Wenn ich mich in einen IT-Entscheidungsträger versetze und ich mich noch nicht 
gross mit FOSS beschäftigt hätte, und ich einen solchen Artikel lese, dann 
käme FOSS schonmal nicht mehr in Frage.

_Welches Unternehmen/Organisation will sich abhängig machen von "Idealisten"?_

Idealismus ist gesund, jedoch meist ist der fundamentalistische Gedanke nicht 
weit weg entfehrnt. Hierfür gibt es etliche Belege dafür, nicht nur in der 
"Software-Szene".


Wo man unbedingt ansetzen muss, ist das man von diesen Vorurteilen gegenüber 
FOSS wegkommt und die Politiker, Medien und Benutzer gegenüber FOSS 
sensibilisiert.

ä gruess,
Michu


On Tuesday 16 March 2004 00:44, you wrote:
> Manfred Morgner <manfred.morgner at gmx.net> wrote on Mon, 15 Mar 2004 21:
>
> 35:46 +0100:
> >Ich sehe potential in diesem Artikel. Es heisst, dass die Grüne Fraktion
> > mit dem Rausschmeissersatz die Debatte ruiniert hat. Wäre das nicht die
> > Gelegenheit, mit diesen Leuten einmal Kontakt zu suchen und einen Dialog
> > aufzunehmen um sie bei ihren Vorstössen zu unterstützen?
>
> Also, Moment mal, hier sind ein paar Dinge nicht ganz korrekt...
>
> Zwei (grüne) Stadträtinnen [Legislative] haben vor einigen Monaten in
> einem Postulat gefordert, die Verwaltung solle abklären, wie freie
> Software in der Stadt Bern eingesetzt werden könnte. Mittlerweile liegt
> dieser Bericht der Verwaltung vor; letzten Donnerstag wurde er im
> Stadtrat behandelt. Der "Bund"-Artikel jammert darüber, dass der Text
> nicht süffig formuliert sei ("Rausschmeisser-Satz"), und fasst ansonsten
> die wesentlichen Punkte des Berichts zusammen.
>
> Die Grünen können nun wirklich nichts dafür, wenn sich eine
> Zeitungsredaktion bei der Lektüre eines Textes langweilt, den die
> Stadtverwaltung in ihrem Auftrag ausarbeiten musste. Die Debatte wurde
> auch von niemandem "ruiniert": Sie fand nämlich gar nicht statt, weil das
> Geschäft nicht umstritten war. Offenbar hat im Berner Parlament niemand
> etwas gegen den Einsatz von freier Software einzuwenden. Das Ganze ist
> also eigentlich aus unserer Sicht ziemlich gut gelaufen!
>
> Wir bei Wilhelm Tux (und den befreundeten Organisationen) müssen uns
> sicher noch besser mit der etablierten Politik vernetzen, aber im Fall
> der Stadt Bern ist das "mit diesen Leuten einmal Kontakt suchen" schon
> vor längerem passiert: Mit der einen Postulantin habe ich im Vorfeld
> recht ausführlich geredet, und für den Fall, dass es im Stadtrat zu einer
> Debatte gekommen wäre, habe ich einige Argumente schriftlich formuliert.
> Wobei dies nicht unbedingt nötig gewesen wäre, die Postulantinnen haben
> sich nämlich durchaus selber mit dem Thema befasst!
>
> >Sie denken vielleicht wirklich, was in diesem Artikel steht
>
> Wie gesagt, der "Bund"-Artikel fasst lediglich eine schriftliche
> Stellungnahme der Verwaltung zusammen. Ich persönlich finde dieses Papier
> im Ergebnis eigentlich ganz gut, obwohl ich es mir sehr viel weniger
> zögerlich gewünscht hätte. Das Papier (und entsprechend der "Bund"-
> Artikel) nennt allerdings auch einige Minuspunkte beim Einsatz freier
> Software, die schlicht nicht stimmen.
>
> Bei diesen Bedenken könnten wir in Zukunft ansetzen. Zum Beispiel: Warum
> ist es bei freier Software vergleichsweise unproblematisch, wenn eine
> Herstellerfirma die Entwicklung einstellt? Uns mag das klar sein,
> interessierte Aussenstehende (wie eben die Berner Stadtverwaltung) sehen
> es aber offensichtlich nicht. Dies ist also ein Punkt, wo sich unsere
> Unterlagen verbessern müssen.
>
> (Der Bericht sollte übrigens in einigen Tagen bis Wochen elektronisch
> verfügbar sein; ich verspreche, diese Liste zu informieren, wenn es
> soweit ist).
>
> Viele Grüsse
>
> -- Sascha
>
> Sascha Brawer, brawer at dandelis.ch, http://www.dandelis.ch/people/brawer/

-- 
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