[wilhelmtux-discussion] Re: Sitzung Arbeitsgruppe ICT zurArmutsbekämpfung12Mai 2003

Alex Schroeder alex at gnu.org
Die Mai 13 00:10:25 CEST 2003


Hello Wilhelm Tux members,

Ich war an einem Treffen bei der DEZA heute, geführt von Anja Prodoehl
(DEZA), zusammen mit Rich Gerster (Berater in Sachen ICT und
Entwicklung, hat ua. einen Bericht hierzu geschrieben), Vincent
Salvade (SUISA, Verwertungsgesellschaft für Musik), und Chantal Peyer
(Brot für Alle).  Hier der Bericht was die Freie Software anbelangt.
Ich habe die Schweizer Plattform im CC.

Herausgekommen ist für die Freie Software relativ wenig, da sich Herr
Salvade gegen jeglich Änderung gesträubt hat.  Ich gehe mal die
Resultate für die Draft Declaration of Principles durch -- zum
Aktionsplan sind wir gar nicht erst gekommen.

> 23.  Access to public domain information: A vibrant and rich public
>      domain is an essential element for the growth of the Information
>      Society. Information in the public domain must be easily
>      accessible.
>
> In order benefit society in an environment that changes as fast as
> information technology, the scope of copyright and patents must be
> reduced.
>
> 23.  Access to public domain information: A vibrant and rich public
>      domain is an essential element for the growth of the Information
>      Society.  More information must enter the public domain, and once
>      it is in the public domain, it must be easily accessible.
>      Unnecessarily long copyright protection and legal risks due to
>      software patents are particularly damaging in this respect.

Diese deutliche Formulierung war nicht genehm.

Selbst eine abgeschwächte Form des Zusatzes war nicht akzeptabel.
"More information must enter the public domain." -- Ich wollte hier
gegen die ewige Verlängerung des Copyright Schutzes angehen (die
sog. Mickey Mouse acts in den USA) -- wenn der Schutz nämlich von 50
Jahre nach dem Tod des Authors auf 70 Jahre nach dem Tod des Authors
ausgedehnt wird, bedeuted dies, dass 20 Jahre lang keine neuen Werke
mehr in die Public Domain eintreten!

Unsere Hoffnung liegt im Artikel 34 des Aktionsplanes, denn Herr
Salvade streichen wollte, was aber (ua. auch wegen der Zeitnot)
verhindert werden konnte.  Zur Erinnerung:  Im zweiten Punkt wird auf
die Public Domain näher eingegangen.

> 34. Intellectual property rights: It is important to ensure a balance
>     between intellectual property rights (IPR) and the public interest:
>     - While IPRs play a vital role in fostering innovation in
>       software, e-commerce and associated trade and investment, there
>       is a need to promote initiatives to ensure fair balance between
>       IPRs and the interests of the users of information, while also
>       taking into consideration the global consensus achieved on IPR
>       issues in multilateral organizations.
>     - An appropriate legal framework should be defined for the
>       development of a public domain of information and knowledge.
>     - Protection against unfair use of indigenous knowledge should be
>       developed.

Herr Salvades Hauptargument war, dass A) die Authorenrechte nicht
beschnitten werden sollen und B) dass die gegenwärtigen Lösungen
bezüglich Copyright und Patenten nicht als reformbedürftig erscheinen
sollen.  Bei B) bin ich klar anderer Meinung, da wir ja nicht den
Status Quo zementieren wollen, sondern eben gerade eine Vision der
Informationsgesellschaft entwerfen wollen (und ich kann mir kaum
vorstellen, dass die Situation auch in 20 Jahren noch so ist wie
jetzt...).

Egal, was mich erstaunte, war, dass Herr Salvades auch die ganz
normale Betonung einer ständig wachsenden Public Domain als
Beschneidung der Authorenrechte sah, und in der Unsicherheit der
Diskussion sich darauf beschränkte, auf der aktuellen Formulierung zu
beharren.




Beim Gespräch mit Anja Prodoehl und Vincent Salvade ist
herausgekommen, dass beide nicht genau wissen, was Open Source genau
ist.  Mein Versuch, die Ziele auch in die Prinzipienerklärung
hineinzuziehen ist daran gescheitert, dass beiden nicht klar war, ob
damit nun etwas anderes oder dasselbe wie mit dem Begriff "Open
Source" ausgesagt wird.

> Proposed change:
>
> 24.  Open standards and open source: Open standards and open source
>      software are basic elements in the development of a more
>      affordable access to ICTs.
>
> In order to emphasize the importance of the four freedoms (use, study,
> change, and redistribute), either replace "open source" with "free" or
> mention both.  It would be even better if we could mention the four
> freedoms explicitly in the document.
>
> 24.  Open standards and open source: Open standards and the ability to
>      use, study, change, and redistribute the software free of any
>      obligations are basic elements in the development of a more
>      affordable access to ICTs.

In der Diskussion war dann eben nicht klar, ob "free of any
obligations" gar bedeute, dass man bestehende Software ohne
Einwilligung der Authoren zu "Open Source" machen könne, etc.  Nach
ein paar Erklärungen war die Unsicherheit wieder so gross, dass Herr
Salvade wieder auf die ursprüngliche Formulierung pochte.

Der Vorschlag von Anja Prodoehl ist nun, dass ich meine Position
nochmals kurz per email schildere, Herr Salvade festhält, dass er
nicht einverstanden ist (hierzu existiert schon eine Protestnote), und
ich versuche am Meeting vom 20. Mai die Aufmerksamkeit nochmals auf
das Thema lenke.

Insgesamt also nicht sonderlich berauschend; aber eigentlich ist das
Dokument nicht unglaublich schlecht.

Den folgenden Punk der Observer Contributions zu Nummer 34 des
Aktionsplans (den Herr Salvade wie oben beschrieben streichen wollte)
wäre natürlich super gewesen:

>      - Computer software should not be protected by copyright, or at
>        least, the protection period of computer software should be
>        shortened. Software shall not be patentable, in principle.

Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich weitermachen soll.

Alex.
-- 
http://www.emacswiki.org/cgi-bin/alex.pl