[wilhelmtux-discussion] Re: Erwaehnung von Wilhelmtux in der WOZ

Dietrich Feist dietrich.feist at wilhelmtux.ch
Die Jun 3 20:18:54 CEST 2003


Hallo Daniel,

> in einer Kurzaktion schrieb ich einen Artikel fuer die WOZ und habe
> Wilhelmtux in einem Nebensatz erwaehnt:
> http://www.woz.ch/wozhomepage/szene03/patent22j03.html

Sagen wir mal so, ohne den letzten Absatz wäre der Artikel deutlich 
besser. Der Zusammenhang zwischen Freier Software, Urheberrecht, 
Softwarepatenten ist sicher wichtig. Ob ein schärferes bzw. 
harmonsiertes Urheberrecht gut oder schlecht für Freie Software ist, 
dürfte nicht so leicht zu beantworten sein. Ein verschärftes 
Urheberrecht würde sicher die Vereinnahmung Freier Software für 
proprietäre Projekte erschweren. Lediglich bei Softwarepatenten ist der 
Fall klar: die bringen nur Grossunternehmen mit entsprechend grosser 
Rechtsabteilung Vorteile.

Was aber Freie Software mit Migrationsmanagement, Abschiebeprogrammen 
und Internierungslagern zu tun hat, kann ich nicht nachvollziehen. Der 
Zusammenhang ist nicht nur weit hergeholt, sondern meiner Meinung nach 
eher schädlich. Er setzt Wilhelm Tux und Freie Software mit der 
Anti-Globalisierungsbewegung ins gleiche Boot. Und da möchte ich Wilhelm 
Tux ganz bestimmt nicht sehen, schon gar nicht nach den jüngsten 
gewalttätigen Ereignissen rund um den G8-Gipfel. Ausserdem ist der 
letzte Absatz auch noch sehr unglücklich formuliert: so wie es hier 
steht, ist es völlig unklar, ob die IOM ein idealistischer 
Demonstrationsteilnehmer ist oder ob sie Internierungslager betreibt.

<persönliche Meinung>

Auch wenn ich sicher ein eher kritischer und politisch nicht gerade 
rechts stehender Mensch bin, so sympathisiere ich dennoch keineswegs mit 
der Anti-Globalisierungsbewegung - weder mit ihren Aktionen noch mit dem 
Grossteil ihrer Ziele. Diese Art der medienwirksamen 
Fundamentalopposition erinnert mich zu stark an andere Anti-Bewegungen, 
die ich im Laufe meines Lebens erlebt habe (Anti-Kernenergie, 
Anti-NATO-Doppelbeschluss, Anti-Startbahn-West, etc.) und sie 
funktioniert nach dem gleichen Schema: ein kleiner Teil der 
Protagonisten hat tatsächlich idealistische Motive, ein  vergleichbar 
grosser Teil verspricht sich eigene Vorteile, ein nicht so kleiner - 
häufig gewaltbereiter - Teil lebt seine anarchistischen Fantasien aus 
und ein grosser Teil macht einfach mit, weil es gerade chic ist (das 
sind die schlimmsten). Man muss nur mal eine Weile die Märchenstunde auf 
indymedia.org verfolgen, dann kennt man sehr schnell das ganze Spektrum.

Deshalb: Wilhelm Tux als Teil einer Anti-Bewegung? Nein danke, zumindest 
nicht mit mir als Präsident. Aus gutem Grund heissen wir "Wilhelm Tux - 
Kampagne _für_ Freie Software" (nicht "gegen" irgendwas). Und Internet 
und Freie Software sind sicher eher ein (positiver) Teil der 
Globalisierung als ein Gegenssatz dazu.

</persönliche Meinung>

Viele Grüsse,

Dietrich