[wilhelmtux-discussion] Leserbrief Plaidoyer..

Robert Ribnitz ribnitz at server.linuxbourg.ch
Son Sep 1 18:05:28 CEST 2002


On Sun, Sep 01, 2002 at 04:14:08PM +0200, Nicola Fankhauser wrote:
> hallo robert
> 
> On Sun, 2002-09-01 at 16:00, Robert Ribnitz wrote:
> 
> > Da ich den Artikel online gelesen habe, weiss ich nicht,
> > inwieweit sich der in der Printausgabe publizierte
> > unterscheidet. Meine nachfolgenden Kommentare beziehen sich
> > daher auf die Onlineversion.
> 
> es wurde gepostet, dass die online version mit der print-version
> ?bereinstimme...
> 
> > "Doch ist solche Software wirklich ?frei?? Mitnichten. Es
> > trifft zwar zu, dass f?r das Recht zur Nutzung von ?echter?
> > Open-Source-Software nichts bezahlt werden muss (allenfalls
> > werden Geb?hren f?r die CD-ROM oder f?r Zusatzprogramme
> > verlangt). Auch darf solche Software beliebig oft gratis
> > weiterverteilt und ver?ndert werden. Doch ?frei? ist der
> > Benutzer dabei keineswegs: Open Source darf nur derjenige
> > nutzen, der die dazugeh?rigen Lizenzbedingungen akzeptiert. "
> > 
> > Was Sie hier schreiben, ist unpr?zise. Es stimmt zwar, dass
> > Freie Software - oder "Open Source", es handet sich um die
> 
> fehlerteufel: ... es handelt sich ...
> 
> > selbe Idee - meist gratis, oder zu geringen Kosten abgegeben
> 
> wie w?re es generell den term "gratis" (etwas schaler beigeschmack) mit
> "kostenlos" zu ersetzen?
> 
> > wird. Die Lizenz, welche Sie im Artikel erw?hnen, die "GNU
> 
> > Noch etwas zu GNU/Linux: Der Fachmann versteht unter "Linux"
> > lediglich einen kleines Programm, welches Hardware verwaltet
> 
> fehlerteufel: ein kleines Programm
> 
> > und andere Programme l?dt. Alle "Anwendungen" sind strikt
> > betrachtet nicht Teil von Linux. Dies erm?glicht es auch,
> > "propriet?re" Software f?r Linux zu schreiben und zu
> > vertreiben. Sie muss sich lediglich mit den vielen freien
> > Programmen mit ?hnlicher Funktionalit?t messen.
> 
> diesen abschnitt finde ich besonders gut. du k?nntest das wort "kernel"
> noch in klammern nach "ein kleines Programm" stellen, dann haben auch
> m?chtegern-informatiker viel freude! :)
> 
> gruss
> nicola
>
Besser so?

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wurde durch Kollegen auf Ihren Artikel "Das Trojanische Pferd 
'Linux'" aufmerksam gemacht, und würde gerne dazu Stellung beziehen.

Zu meiner Person: Ich bin ein Student der Informatik, sowie
Vizepräsident
des Vereins 'Wilhelmtux' (http://www.wilhelmtux.ch) Dieser Verein hat
sich
zum Ziel gesetzt, Freie Software und Offene Standards in der
Schweiz zu fördern, sowie die öffentliche Diskussion zu diesem Thema 
mitzugestalten.

Ich habe den Artikel Omline gelesen, meine Kommentare
beziehen sich daher auf die Onlineversion.

"Doch ist solche Software wirklich «frei»? Mitnichten. Es
trifft zwar zu, dass für das Recht zur Nutzung von «echter»
Open-Source-Software nichts bezahlt werden muss (allenfalls
werden Gebühren für die CD-ROM oder für Zusatzprogramme
verlangt). Auch darf solche Software beliebig oft gratis
weiterverteilt und verändert werden. Doch «frei» ist der
Benutzer dabei keineswegs: Open Source darf nur derjenige
nutzen, der die dazugehörigen Lizenzbedingungen akzeptiert. "

Was Sie hier schreiben, ist unpräzise. Es stimmt zwar, dass
Freie Software - oder "Open Source", es handelt sich um die
selbe Idee - meist kostenlos, oder zu geringen Kosten abgegeben
wird. Die Lizenz, welche Sie im Artikel erwähnen, die "GNU
General Public License", enthält aber keinerlei Passus über
den Preis. Die Software kann daher auch zu einem beliebigen Preis
veräussert werden, ähnlich "klassischer Software". Die GPL
besagt lediglich, dass die Software den 4 untenstehenden
Freiheiten unterliegt:

1. Die Freiheit, die Software für beliebige Zwecke
einzusetzen.

2. Die Freiheit, die Funktionsweise der Software zu
erforschen, sowie Anpassungen für eigene Zwecke vorzunehmen.

3. Die Freiheit, Kopien der Software anzufertigen, und diese
Kopien weiterzuverbreiten.

4. Die Freiheit, angepasste/veränderte Versionen der
Allgemeinheit zugänglich zu machen.

Im Gegensatz zu anderen Open Source Lizenzen, wie der
BSD-Lizenz oder der Artistic License, stellen die von der
Free Software Foundation herausgegebenen Lizenzen sicher,
dass Freie Software frei bleibt, das heisst, das Änderungen
an die Gesellschaft zurückfliessen. Dies ist nötig, um eine
Weiterentwicklung der Programme zu ermöglichen.

Freie Software hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaft und Politik:

1) Freie Software wird ständig von vielen "gratis" weiterentwickelt,
und genügt oft höheren Qualitätsanforderungen als
"proprietäre Software". 

2) Die Tatsache, dass viele, oft hochqualifizierte Menschen
an der Weiterentwicklung beteiligt sind, kann  zu
niedrigeren Wartungskosten führen. 

3) Nicht die Software selbst, sondern Dienstleistungen rund
um das Softwareprodukt werden zum Motor der Unternehmung.

4) Freie Software belebt die Konkurrenz. Schlechte Produkte
werden es schwer haben, sich gegen bessere zu behaupten. 

5) Freie Spftware gibt KMUs eine Chance, mit den grossen zu
konkurrieren. Was zählt ist Leistung, nicht Grösse.

Noch etwas zu GNU/Linux: Der Fachmann versteht unter "Linux"
lediglich ein kleines Programm ("Kernel"), welches Hardware verwaltet
und andere Programme lädt. Alle "Anwendungen" sind 
strikt betrachtet nicht Teil von Linux. Dies ermöglicht es auch,
"proprietäre" Software für Linux zu schreiben und zu
vertreiben. Sie muss sich lediglich mit den vielen freien
Programmen mit ähnlicher Funktionalität messen.

Mit freundlichen Grüssen

Robert Ribnitz
Vizepräsident Wilhelmtux (http://www.wilhelmtux.ch)