[wilhelmtux-discussion] JavaScript auf Web Seiten der Verwaltung

Nicolas Iselin nicolas at iselin.ch
Mit Nov 13 21:50:23 CET 2002


Am Mittwoch, 13. November 2002 20.25 schrieben Sie:
> Hallo Zäme
>
> Es wird nun schon lange über JavaScript und dergleichen auf Web-Seiten
> von Verwaltungen diskutiert. Es ist aber auch die Frage aufgetaucht, was
> und ob dies auch in Zusammenhang mit WT steht.

Wie andernorts schon erwähnt: Der Kern-Gedanke von WT ist ja
der ungehinderte (und deshalb auch: Lizenzkostenfreie) Zugang
zu Informationen. Dass man mit open source auch noch Kosten
sparen kann (längere Nutzungsdauer von Hardware), ist ein
Nebeneffekt.

>
> Nun, wie schon ähnlich in anderen Mails erwähnt, widerspricht
> JavaScript nicht unbedigt dem Gedanken von freier Software. Es darf
> lizenzfrei von jedem geschrieben als auch in einer eigenen Software
> integriert werden.

Richtig, aber...

> Zurück zur Frage was dieses Thema mit WT zu tun hat:
> Auch (seh-)behinderte Menschen haben das Recht bei Verwaltungen und
> öffentlichen Stellen die Webseiten lesen zu können. Da dies, wie auch
> schon in anderen Mails erwähnt, zum eCovernment gehört, werde ich (wir?)
> das Thema mir merken um es bei Gelegenheit bei eCH einzubringen.
> Vision für die Zukunft: "eCH-Standard/Richtlinien für Internet-Auftritte
> von öffentlichen Verwaltungen und Stellen". 

Finde ich auch richtig. Aber ohne die Blinden und andere 
Behinderte in die Ecke drängen zu wollen: Denken wir doch auch
mal an den (zahlenmässig noch häufiger anzutreffenden) 
IT-Banausen wie meine Oma oder den schlecht ausgebildeten
Fabrikarbeiter: Diese Leute würden doch Email und WWW viel
eher nutzen, wenn es fertige 'Internet-Appliances' auf
dem Markt gäbe, die so einfach wie ein Telefon zu installieren
und bedienen sind: Aufstellen, Stecker rein, Fertig. Solche
Leute wollen weder Security-News lesen, noch Ihre Kiste
dauernd upgraden oder das neuste Plugin runterladen. Sie
möchten einfach eine 'Netz-Box' kaufen und damit auch von
der erleichterten Kommunikation mit den Behörden profitieren.
Sie wollen auch keinen Wartungsvertrag abschliessen, damit
Ihre Kiste professionell gewartet wird. Vollautomatische
Upgrades können auch nicht die Antwort sein (Als Hacker muss
man nur die Upgrade-Server knacken, und alle Netz-Boxen sind
tot !).

Um so eine Box halbwegs sicher zu machen, muss die Ausführung
von Code, der aus dem Netz kommt (Java, Javascript, Active-X,
Flash, ...) prinzipiell unmöglich sein. Eine Box ist sicherer,
je weniger sie kann (und nicht je mehr Features sie hat).

Eine wichtige Folge einer solchen Stossrichtung ist auch 
die Möglichkeit, die elektronischen Publikationen langfristig
archivierbar zu machen. Vielleicht erinnert Ihr euch an den 
Ausspruch eines Amerikaners, der gesagt hat dass wir in 100
Jahren mehr über den amerikanischen Bürgerkrieg als über den
Golfkrieg wissen werden - weil es mehr Quellen geben wird und
das elektronische Zeug schlicht nicht mehr lesbar (oder wenigstens
nicht mehr interpretierbar) ist. Wenn das schon generell für
alle elektronische Information gilt, gilt das erst recht für
so kurzlebige Mode-Erscheinungen wie Active-X oder Flash.
(Das ist übrigens auch das Problem beim digital rights
management, TCPA, etc. aber jetzt schweife ich definitiv ab...)

Ich will die Verwendung all dieser Tools nicht verbieten
(kann ich ja auch gar nicht ;-) Aber eine Definition der 
minimalen Standard-Mittel, mit welchen jede öffentliche
Web-Seite lesbar sein muss, darf keine aktiven Komponenten
umfassen... Oder als politischer Slogan formuliert: 'Fuer
eine klare Trennung von Daten und Programmen !'

Nicolas
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