[wilhelmtux-discussion] [Fwd: [wilhelmtux-admin] einfache anfrage]

Markus Wernig markus at wernig.net
Don Jun 27 23:49:33 CEST 2002


Marco Huggenberger wrote:
> Hallo Markus
Hallo Marco, ich antworte dir cc liste, da ich das ein allgemeines Thema 
finde.

> 
> | *Wilhelm Tux meint dazu:*
> | "Deutschland ist in diesem Bereich sehr viel weiter, als man es in der
> | Bundesverwaltung sieht. Die tieferen Kosten, Unabhängigkeit vom Anbieter
> | und die Sicherheitsfrage hat die deutschen Behörden auf breiter Front
> | überzeugen können. Das Bekenntnis zur Zusammenarbeit muss genutzt
> | werden, um von den Erfahrungen anderer profitieren zu können."
> 
> Ist es nicht einfach auch so, dass Deutschland nicht unbedingt weiter
> ist, sondern einfach nicht so riesige IT-Budgets wie die Schweiz hat und
> das hier niemanden Interessiert, solange das Geld fliesst (obwohl unser
> Steuergeld)?

Das denke ich nicht. Die Budgets in Deutschland sind sicher ein 
Mehrfaches derjenigen
in der Schweiz. Gerade wenn du schaust, was dort im Informatikbereich 
z.B. von
oeffentlicher Seite in die Forschung gesteckt wird (Fraunhofer et.al), 
ist das Engagement
gross. Bloss scheint dort das Thema "Kosten-Nutzen-Nachhaltigkeit" 
staerker gewichtet,
waehrend man hier die Erhaltung des Status Quo zum obersten Prinzip 
gemacht hat.
Also Weiterfahren auf der alten Schiene, weil ein Gleiswechsel mehr 
Aufwand bedeutet,
als die Waggons mit neuen Sitzkissen auszustatten. Auf denen geht's dann 
genauso
in die Sackgasse wie vorher, nur eben etwas besser gepolstert. Das ist 
sicher auch
ein Mentalitaetsproblem.

Andererseits ist es ein Problem der oeffentlichen Wahrnehmung. In der 
Schweiz ist
die Verschleuderung von Geldern in der IT noch kein oeffentliches Thema. 
Da gibt es
noch viel Arbeit zu leisten.

> Wenn man sich zum Thema 'Open Source' in der Politik umhört, dann
> bekomme ich irgendwie den Eindruck, dass es in der Schweiz eine lange
> Durststrecke werden könnte, bis sich da was bewegt, "wir" haben einfach
> zuviel Geld.

Nun, wenn Du das auf der finanziellen Ebene austragen willst, gebe ich Dir
recht. Mit dem Rechenstab kannst Du jeden guten Ansatz ersticken, solange
Du die Definitionsgewalt darueber hast, was teuer und was billig ist. Wenn
eine Kommission oder Bundesbehoerde befindet, sie muesse (konkreter Fall)
die Initialkosten sehr stark und dafuer die Folgekosten so gut wie gar nicht
beruecksichtigen, dann ist das hierzulande halt mal schon nur dadurch ein
Stueck Wirklichkeit geworden. Anderswo ist man da kritischer.

Aber unsere Kampagne wird ja nicht hauptsaechlich auf die finanziellen
Aspekte abzielen. Das Grundthema sind Offene Standards, Nachhaltigkeit
der Daten und Sicherheit durch Ueberpruefbarkeit. Auf der wirtschaftlichen
Seite haben wir einerseits die Lizenz-, Wartungs- und Folgekosten (kleines
Argument) und die Foerderung lokaler Unternehmen und lokalen Know-hows.
Das bringen wir parallel, meine ich, mit Schwerpunkt auf den ersten Punkten.

> 
> Wenn man die e-Government-Strategie des Bundes liest (welche mit der
> IT-Strategie des Bundes abgestimmt wurde), dann bekommt man den
> Eindruck, das es schon bei der Planung der 'Standards' nur mit 'Open
> Source' klappen würde, mir scheint als hätten die Leute aus dem
> Bundesrat diesen Dokument nicht verstanden hätten.

Welche meinst Du? Hast Du einen Link? Aus den beiden eCH-Papieren
wuerde ich das noch nicht schliessen.

> 
> Vielleicht wäre es noch interessanter, ein paar Nationalräte (auch
> andere Parteien) über dieses Thema zu befragen?

Im Ansatz: klaro. Bloss wuerde ich die nicht befragen, sondern konkret
bearbeiten, dass sie uns unterstuetzen.

 > Wenn du willst, kann ich diese Fragen z.b. an einen FDP Nationalrat /
 > Direktor eines Engerieunternehmens weiterleiten, der z.b. auch für
 > Öffnung des Strommarktes ist (ist ja auch so eine Monopolbranche hier in
 > der Schweiz),

Was ich von dem gern hoeren wuerde, klingt etwa wie:
"Wenn es beim Strom so zuginge wie in der Informatik, koennte bald 
niemand mehr
eine Waschmaschine oder einen Fernseher kaufen, weil er nicht wuesste, was
sein Stromlieferant im naechsten Monat gerade fuer eine Spannung an die
Steckdose liefert. Und  selbst die Installateure muessten jaehrlich 
sechsstellige Lizenzgebuehren
bezahlen, um es herauszufinden."

Aber abgesehen davon, waere es sicher interessant zu erfahren, wie er 
das sieht.
Ich denke, Du solltest dem nachgehen.

lg /markus