[wilhelmtux-discussion] Lizenzfrage

Dietrich Feist dietrich.feist at mw.iap.unibe.ch
Don Jun 13 03:30:47 CEST 2002


Matthias Scheidegger wrote:

> Da muss ich korrigieren: Der Copyright-Halter kann das Programm ohne 
> weiteres unter der GPL rausgeben und später einer Person (e.g. eurem
> Prof) das ganze mit einer anderen Lizenz weitergeben. Der Lizenzgeber 
> schränkt sich dahingehend nicht ein, die GPL lässt sich allerdings 
> nicht rückgängig machen. Das Closed-Source-Programm ist aber trotzdem 
> möglich.

Das ist der gleiche Fall wie bei MySQL. Die geben ihre eigene Software
auch unter GPL heraus und zusätzlich unter anderen Lizenzen - klare
Sache, da sie ja selbst das Copyright haben. Ich hatte das eher so
verstanden, dass das Programm Code eines dritten Autors enthält, der
bereits unter GPL steht. Von diesem Code kann man die GPL nicht
entfernen, man kann ihn also auch nicht im Rahmen eines
Closed-Source-Projekts verwenden.

> Ausserdem spezifisch zur Uni: AFAIK ist es so, dass Software, die für 
> die Uni oder mit Ressourcen der Uni geschrieben wurde, der Uni gehört. 
> In den meisten Fällen verzichtet die Uni (i.e. der Prof) darauf, unter > der Bedingung, dass die Uni freien Zugang für die weitere Forschung 
> hat. GPL reicht da also völlig.

Was Patente, Erfindungen und kommerzielle Nutzung angeht, so hat die Uni
das Vorrecht auf Forschungsergebnisse. Das ist im
Arbeitnehmerpatentrecht geregelt. Urheberrecht ist aber etwas anderes,
da hat der Autor selbst zunächst alle Rechte. Ob und in welcher Weise
ein Text (=Programm) von mir veröffentlicht wird, bestimme ich
persönlich, nicht die Uni. In der Praxis muss man dann z.B. bei der
Veröffentlichung das Copyright explizit abtreten, z.B. an den Verlag,
der eine wissenschaftliche Zeitschrift herausgibt. Danach darf ich z.B.
meine eigenen Veröffentlichungen nicht mehr ohne Genehmigung des Verlags
auf meine Webseite packen.

Das Ganze ist ziemlich kompliziert. Man sollte mal einen Juristen
organisieren, der das gut erklären kann. Kennst Du zufällig so jemanden
hier an der Uni?

Viele Grüsse,

Dietrich