[wilhelmtux-discussion] FAQ Beitrag

Alex Schroeder alex at emacswiki.org
Fre Jun 7 20:06:17 CEST 2002


Hier ein Beitrag für den FAQ.  Wenn wir die Texte in kleinen
Schnipseln sofort schreiben und an die Liste schicken, dann haben wir
Information, Motivation und Peer Review in einem.

In dieser FAQ geht es darum:

Christoph Dworzak <dworz at amazing.ch> writes:

> Ich habe da nur ein Detail zu kritisieren: Free Software heisst
> nicht zwingend kostenlos.  Softwareentwicklung kostet Geld und das
> soll bezahlt werden. Bloss die Kontrolle ueber die Software soll den
> Produzenten weggenommen werden, nicht die Existenzgrundlage.




FAQ: Gratis Software ist schlecht für die IT Industrie

Nein.  Zwar ist es so, dass man einmal ausgelieferte Software nicht
mehr kontrollieren kann, und diese damit theoretisch an alle anderen
Leute verteilt werden kann, aber das bedeuted nicht, dass man kein
Geld verdienen kann.  Hier zwei Möglichkeiten:

1. Es handelt sich um ein Projekt: Der Kunde will eine bestimmte
   Software, oder ein bestimmtes Feature, und bezahlt uns für unsere
   Zeit und unser Knowhow -- nach Aufwand oder Fixpreis.  Damit haben
   wir unser Geld schon verdient.  Natürlich wäre es mit einer
   proprietären Lizenz und einer grösseren Marketingabteilung möglich,
   diese Software mehrmals zu verkaufen.  Dann reden wir aber von
   einem Software Produkt, nicht von einem Software Projekt.

2. Es handelt sich um ein Produkt: Der Kunde kennt die Software schon,
   er möchte sie einfach auch verwenden.  Wenn es sich um ein
   komplexes Produkt handelt, so wird dies kaum ohne Anpassung oder
   Konfiguration gehen.  Auch die Einführung der Software selber macht
   meist einen signifikanten Teil der Arbeit aus.  Somit lässt sich
   komplexe Software mit Anpassungen, Einführung und Schulung als
   Projekt verkaufen.  Das hierbei verdiente Geld wird genauso wie
   bisher in Marketing und Produktentwicklung investiert wie bisher.
   Der einzige Unterschied ist, dass andere Leute unsere Software nun
   nehmen können, und darauf basierend auch Anpassungen, Einführung
   und Schulung verkaufen können.  Und sie können das verdiente Geld
   auch in Marketing und Produktentwicklung investieren.  Das bedeuted
   eben nicht das Ende der IT Industrie, sondern eine Belebung der
   Konkurrenz.

Durch die Verwendung von Open Source fördert der Staat also einen
neuen Markt: Das Lizenzgeschäft schrumpft, das Dienstleistungsgeschäft
wächst.

Falls sich nun jemand fragt, was denn mit den kleinen und simplen
Produkten geschieht, so ist es tatsächlich so, dass dieser Markt
schrumpfen wird.  Doch dieser Markt ist sowieso schon klein: Begabte
Menschen schreiben in ihrer Freizeit die kleinen Programm die sie
benötigen, und verteilen sie über das Internet.  Firmen schreiben
selber die kleinen Werkzeuge, die sie für ihre Arbeit brauchen.  Hier
lässt sich sowieso kaum Geld verdienen.






Vielleicht sollte man noch etwas auf Shareware eingehen?  Allerdings
vermute ich, dass die eh keine Zukunft mehr hat.  :)

Vielleicht könnte man noch auf ein paar Beispiele eingehen, die sich
die Leute überlegen werden:  Beispielsweise "Wer schreibt denn neue
Virenscanner?" oder "Mit welchem Geld wird denn das neue Excel
entwickelt werden?" -- Meinungen?

Alex.
-- 
http://www.electronicintifada.net/diaries/index.html
http://www.us-israel.org/jsource/US-Israel/hr2506c.html