[wilhelmtux-discussion] fragen..

Beat Rubischon beat at rubis.ch
Son Jul 14 22:59:35 CEST 2002


Hallo!

Am 14.07.02 schrieb kritiker.ch:

> 1) Wo macht Linux Sinn, wo nicht?

Es macht ueberall da Sinn, wo sich jemand um das System kuemmert.
Entweder jemand "in House", bzw. eine externe Consultingfirma.

<gilt-auch-fuer-windows-mac-und-andere>
Sobald Systeme ohne menschliche Betreuung dastehen, gehen sie
kaputt, der User nervt sich und seine Produktivitaet sinkt.
</gilt-auch-fuer-windows-mac-und-andere>

> 2) Ist Linux auch für KMU geeignet, wenn ja, in welchen Bereichen, wenn
> nein, warum nicht?

Ja. Definitv. Nicht als "wir installieren's 'mal und sehen was
passiert", sondern als "wir brauchen eine gute Basis und sind
bereit, unsere EDV-Installationen zu betreuen".

Wo? Sicherlich im Serverbereich, aber je laenger je mehr auch im
Workstation oder Handels-/PPS-Bereich.

Notiz am Rande: Ich betreute ab 1995 einen Server in einem KMU
Betrieb (Grosist, 50 Mitarbeiter, ca. 40Mio Umsatz). Ab Sommer
1996 waren 7 von 25 Arbeitsplaetzen unter Linux. Die Sache wurde
ca. 1 Jahr spaeter gestoppt, als der BigBoss sich an einen
solchen Arbeitsplatz setzte um seiner Verkauferin in der
Korrespondenz herumzuschnueffeln und der Rechner ihn nicht
'reinliess... Die User waren begeistert, das Management blockte.
Leider nach wie vor die Standardsituation :-(

> 3) Grosse Unternehmen wie Banken setzen auf Linux, weil sie erwarten,
> dass damit Kosten gespart werden können (etwa Banken). Sind aber die
> Entwicklungen neuer Applikationen, die auf Linux aufsetzen, nicht viel
> teurer?

Definitv nicht. Da das System offen und die Schnittstellen damit
bekannt sind, ist der Aufwand zur Pflege einer Applikation massiv
tiefer. Man ist mit einer an OpenSource gebundenen Applikation
langfristig im Vorteil.

> 4) Eine Lösung wird in der InfoWeek beschrieben - Linux sei geeignet für
> das Web, aber sonst eigentlich nicht. Stimmt das so oder müssen da
> Einschränkungen gemacht werden?

Linux ist bereit fuer den Desktop und den Serverraum. Die Frage
ist eher: Ist das Management einer Firma bereit fuer Linux?
Letzteres ist - leider - gerade in der Schweiz noch nicht der
Fall...

> 5) Sind Linux-Sites langsamer als Websites unter Windows? Wenn ja,
> warum? Wenn nein - warum nicht?

Solange es um reine Benchmarks (servieren von statischem
Web-Content) geht, war der IIS unter Windows lange Zeit schneller
als Apache. Mit alternativen Webservern, die dieselben Techniken
wie der IIS nutzen (Webserver im Kernel des Systemes *brr*) ist
der IIS enttrohnt.

Sobald es um dynamischen Content geht, ist der Apache in vielen
Faellen schneller, in allen Faellen aber stabiler als der IIS.
Gerade auf einem Linux (UNIX im generellen) kann ein
amoklaufendes CGI, PHP, Perl oder ASP-Script das System nicht
lahmlegen.

Das im System vorhandene Securitykonzept sorgt dafuer, dass kein
Programm seine Grenzen ueberschreiten kann und damit einem
Angreifer nicht mehr bietet, als der Sysadmin ihm erlaubt.

> 6) Der Linux-Hype scheint vorbei. Ist das System zu kompliziert oder
> sind die Linux-Freaks müde geworden?

Die Journalisten werden vielleicht muede. Die Programmierer,
Sysadmin und User ganz sicher nicht :-)

OK, die Boersianer haben auch nicht mehr so viel Vertrauen, als
sie das in der Hype-Zeit hatten. Doch, was ist wichtiger? Ein
gutes System oder Shareholder Value?

> 7) Linux kommt ja aus dem Unix-Bereich. Es gibt verschiedene Derivate.
> Welches wäre - wenn überhaupt - für eine KMU geeignet?

Wohl keines. UNIX ist immer an extrem kostspielige Hardware
gebunden, die sich ein KMU Betrieb normalerweise nicht leisten
kann oder will. Die Zeit, in der RISC-CPUs massiv schneller als
CISC-CPUs waren ist vorbei - eine typische UNIX-Workstation CPU
ist heute vielleicht noch 50% so schnell wie eine handelsuebliche
Intel oder AMD CPU. Der Aufwand, ein kommerzielles UNIX so
konfortabel zu machen, wie dies eine heutige Linux-Distribution
einfach so ist, bedeutet enorm viel Arbeit und ist es nicht mehr
wert.

Gruss Beat

-- 
Beat Rubischon       \|/     See http://www.rubis.ch/~beat/ for
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