[wilhelmtux-discussion]Vorsätze fürdas neue Jahr?

Alex Schroeder alex at emacswiki.org
Die Dez 31 17:26:13 CET 2002


Das Jahr ist bald um, und vielleicht ist es an der Zeit, sich über
Wilhelm Tux Gedanken zu machen -- Wo waren wir gut?  Wo waren wir
schlecht?  Was gibt es zu verbessern?  Was soll die Strategie für das
nächste Jahr sein?

Meine Sicht der Dinge:

Wo waren wir gut?

- Wir haben bei eCH mitgemacht, sowohl in den Fachgruppen, als auch
  als offizielle Mitglieder.

- Wir haben auf den Webseiten der Administration Verbesserungen
  erziehlt:  Das Microsoft Logo ist weg, es wurde diskutiert wieso es
  überhaupt dazu kommen sollte, es gibt einen längeren Kommentar zu
  "FOSS" und es gibt neben der MetaGroup Studie nun auch Links zu
  anderen Diskussionen.

- Die Diskussionsliste ist ein angenehmer Platz, wo man immer wieder
  auf interessante Artikel und Hinweise zum Thema findet.  Die
  technische Infrastruktur -- die Mailingliste -- hat sich als sehr
  angenehme Lösung für die Kommunikation erwiesen.  Es besteht kein
  Bedarf an einem Diskussionsforum auf dem Website.

Wo waren wir schlecht?

- Wir haben auf dem politischen Parkett nichts erreicht.

- Falls es auf der Seite des Vorstandes (dh. der Adminliste) mehr
  Aktivitäten gab, wurden diese kaum auf der allgemeinen
  Diskussionsliste vorgestellt, so dass Wilhelm Tux auch bei den
  Listen Mitgliedern lascher und schwächer wirkte als WT es vielleicht
  wirklich war.  Um ein eigenes Beispiel zu geben: Ich habe WT an zwei
  eCH Fachgruppen Sitzungen vertreten, und einen Bericht an die
  Adminliste geschickt, aber an die Diskussionsliste habe ich nichts
  geschickt.

- Wir haben es nicht geschafft, weitere Leute zu Aktivitäten zu
  motivieren.  Motivation entsteht durch ernstnehmen der Vorschläge
  und Ermunterung, etwas Unterstützung, und konstruktive Kritik.  Mein
  Mail zum Thema JavaScript und Accessability, aber auch andere Themen
  wie Palladium und Copyrights sind irgendwie versandet.  Zum einen
  hatten wir Angst, uns zu verzetteln, und zum anderen hatten wir
  Angst, am Ziel von WT vorbei zu schiessen.  Dabei brauchen wir davor
  keine Angst zu haben, denn es wären ja *neue* Leute gewesen, die
  dies gemacht hätten, und diese Leute hätten bei einem entsprechenden
  Vorgehen (siehe vorheriger Punkt) einfach auf WT hinweisen können,
  oder den Zusammenhang klar stellen können.

- Irgendwie ist der kreative Funken noch nicht übergesprungen.  Wir
  haben es nicht geschafft, ein Klima zu schaffen, indem Ideen
  gefördert werden und neue Ideen entstehen.  Vielleicht ist die
  Diskussionsliste hierfür nicht spielerisch genug.  Wir konnten den
  bestehenden Ärger und die Frustration einzelner nicht in Ideen und
  Aktivitäten ummünzen.

Was gibt es zu verbessern?

- Das Vorgehen bei Aktivitäten ist schlecht -- wenn wir es offiziel
  über den Verein machen, dauert es lange und wird gefiltert, wenn wir
  es privat machen, gehen wir unter.  Meine eigene Mail zur MetaGroup
  Studie ist da sicher ein Beispiel, es hat aber auch zumindest einen
  oder zwei andere, ähnliche Fälle gegeben.  Wir müssen uns ein neues
  Vorgehen überlegen, welches schneller, flexibler, und
  unbürokratischer ist.

- Es gab administrative Engpässe beim Nachführen der Webseiten -- dem
  könnten wir entgegenwirken, wenn wir die Hürde für die Mitarbeit
  tiefer ansetzen würden.  Die tiefste Hürde würde ein Wiki bieten
  (dann kann nämlich jeder die Seiten verändern).  Oder, falls es ein
  Content Management System (CMS) gibt, dann sollten mehr Leute
  mitarbeiten können, auch ohne spezielle Qualifikationen
  (dh. Ansprüche auf Liefern von News, Übersetzen in andere
  Landessprachen, Bedienen spezieller Software).  Wir brauchen schon
  nur Leute, die Schreibfehler entfernen, neue Links auf interessante
  Diskussionen in der Mailing Liste setzen, und so nach und nach
  "aufgesogen" werden, bis sie mehr und mehr über Wilhelm Tux und
  Freie bzw. Offene Software berichten.

- Das kreative Klima muss verbessert werden, damit mehr neue Ideen und
  Vorschläge entstehen, damit es zu mehr Aktivitäten kommt, und mehr
  Leute angezogen werden.  Die Stimmung auf der Diskussionsliste muss
  verspielter und witziger werden, die persönlichen Bande zwischen den
  Leuten müssen stärker werden.  Um wieder ein Beispiel von mir zu
  nehmen:  Zwar habe ich Markus Wernig an der eCH Fachgruppen Sitzung
  vertreten, kenne ihn aber nicht, auch den Rest der Vereinsmitglieder
  nicht, habe keine Photos gesehen, und weiss auch sonst nichts über
  diese Leute.  Auf dem IRC channel #emacs auf irc.freenode.org weiss
  ich mehr über die Leute als über die Mitglieder von WT.  Das würde
  auch zu einer intimeren, freundlicheren, wärmeren Atmosphäre
  beitragen.

Strategie für das nächste Jahr:

Ich habe mit von dem Buch Networks and Netwars von John Arquila und
David Ronfeldt von der RAND Corp., ISBN 0-8330-3030-2 inspirieren
lassen.  Der Text ist online:

* http://www.rand.org/publications/MR/MR1382/

Insbesondere das Kapitel The Structure of Social Movements:
Environmental Activism and Its Opponents von Luther P. Gerlach war
ziemlich gut, da es die Vorteil eine richtigen Network Organisation
hervorhob.  Da könnten wir einiges lernen, beispielsweise zum Vorgehen
bei Aktivitäten.  Lieber kleine Untergruppen bilden, die relativ
autonom agieren können (Mails schreiben, Artikel publizieren) ohne
Rücksprache mit der Vereinsleitung.  Die Vereinsleitung kann dann
immer noch "offizielle" Klarstellungen nachliefern.  Ansonsten wird
sich eine gewisse Kälte und Lähmung ausbreiten.

* http://www.rand.org/publications/MR/MR1382/MR1382.ch9.pdf

Im Kapitel What Next for Networks and Netwars? von David Ronfeldt und
John Arquila gibt es einen interessanten Abschnitt, What Makes a
Network Effective, Besides Organisation?  Dort wird beschrieben, was
alles zu einer Analyse gehört, und damit automatisch auch, wo wir uns
verbessern könnten.

Hier sind die einzelnen Level der Analyse:

- Organization
- Narrative
- Doctrinal
- Technological
- Social

Bei unser Organisation sind wir ziemlich gut, was den rechtlichen
Aspekt anbelangt: Wir sind ein ordentlicher Verein.  Ansonsten sind
wir allerdings ziemlich inflexibel, wie oben schon beschrieben.

Bei der Rahmenerzählung sind wir auch ziemlich gut, denn wir wissen,
was wir wollen, wie wir es erreichen wollen, wir haben ein ziemlich
gutes Selbstbild.

Auf der Ebene der Doktrine sind wir wiederum schwächer, das habe ich
oben mit "Unklarheit beim Vorgehen" umschrieben.  Leider habe ich
nicht das Gefühl, dass jeder von uns auf sich alleine gestellt, immer
das Richtige machen würde.  Wir würden auseinanderfallen und zum
grossteil untergehen.  Vielleicht braucht es da klarere Ziele,
Beispiele, Vorgehensweisen, etc.  Wir sollten das bisher erfahrene
auch aufzeichnen und analysieren, damit wir daraus lernen und genau
eine solche Wilhelm Tux "Kultur" herausschälen können.

Auf der technologischen Eben sind wir Top.  Die Mailingliste ist ok,
der Website funktioniert.  Bei Problem hat sich bis jetzt immer ein
Admin gemeldet und die Dinger behoben.

Und im Sozialen gibt es, wie oben gesagt, zumindest aus meiner Sicht
grossen Nachholbedarf.  :)  Vielleicht würde ein IRC channel was
nützen, vielleicht brauchen wir mehr Parties, vielleicht sollten wir
bestehende Parties, Events oder Messen stärker nutzen, um uns auch
persönlich kennen zu lernen -- ein Bierchen oder ein Kaffee in Ehren
förder die Freundschaft, oder so.


Und ansonsten wünsche ich allen einen guten Rutsch.  :)

Alex.